Gladbeck. . Die Wände des Schürenkamp-Tunnel in Gladbeck gehören der Sprayer-Szene. Ein Kodex regelt, was nicht gesprayt werden sollte. Nun muss die Stadt eingreifen.
Ein Graffiti-Bild im Schürenkamptunnel ist Eckehard Hanke schon vor einiger Zeit negativ aufgefallen. Es zeigt einen jungen, dunkelhaarigen Mann, der, eine Zigarette im Mundwinkel, den Betrachter direkt anzuschauen scheint. Das Verstörende: An seiner rechten Schläfe klebt eine Waffe, in seinem Nacken ist ein großer roter Fleck zu sehen.
Graffiti im Tunnel zeigt Waffe und roten Fleck
„Durch diesen Tunnel“, sagt Hanke, der sich per Mail in dieser Sache an die Redaktion gewandt hat, „gehen auch viele Kinder, auf dem Weg zur Grundschule zum Beispiel. Wer erklärt ihnen, was hier gemeint ist?“ Die Stadt, auf das Graffiti aufmerksam gemacht, reagierte umgehend, will nun zeitnah Waffe und roten Fleck mit weißer Farbe übermalen lassen.
Vor gut zehn Jahren hat die Stadt die Wände des Schürenkamptunnels als legale Fläche für die Sprayer-Szene freigegeben. „Wir kontrollieren auch als Stadt ganz bewusst nicht, was dort gesprayt wird“, sagt Christiane Schmidt vom Presseamt. So eine Kontrolle, erklärt sie, wäre nicht vereinbar mit dem Aspekt der künstlerischen Freiheit. Und würde zudem auch dem Sinn des Projektes widersprechen, den Jugendlichen diesen Raum zur freien Verfügung zu stellen.
Für Stadt eine Form der Gewalt-Darstellung
„Es gibt aber so etwas wie einen inoffiziellen Kodex, an den sich alle halten sollten“, so Schmidt. Der verbiete alle Formen von rassistischen, fremdenfeindlichen, antisemitischen und Gewalt verherrlichenden Darstellungen an den Tunnelwänden. In der Verwaltung hat man das Bild nun genau in Augenschein genommen. „Wir sind ganz klar der Meinung, das es sich um eine Form der Gewalt-Darstellung handelt“, betont Christiane Schmidt. Vor allem aber sei die Aussage hinter dem Bild vollkommen unklar.
Das Jugendamt kümmert sich
Um die „Wall & Corner“ im Schürenkamptunnel kümmert sich das städtische Jugendamt, jedoch gibt es bewusst keine Kontrollen.
Einer der großen der Graffiti-Szene im Revier ist der Künstler und Grafikdesigner Beni Veltum . Er ist auch einer der Ansprechpartner für das Projekt und hat sich auch schon im Tunnel verewigt.
Waffe und Fleck werden nun also übermalt. Damit, so Schmidt, sind die dann weißen Flächen wieder für neue Graffiti freigegeben. „Dann aber bitte für gewaltfreie Motive“, sagt Schmidt und hofft auf Verständnis für dieses Vorgehen in der Szene der jungen Graffiti-Künstler.
Man wolle die Bilder an den Tunnelwänden auch künftig auf keinen Fall zensieren. „Aber anders als in einer Galerie oder einem Kunstmuseum sind diese Werke ja nun doch um einiges öffentlicher, werden deshalb auch Kinder mit so einem Motiv konfrontiert“, betont Christiane Schmidt.
Diskussionen um Motive an der „Wall & Corner“
Diskussion um die Kunst an der „Wall & Corner“ im Schürenkamptunnel hat es in jüngster Zeit schon öfter gegeben. Erst vor wenigen Tagen war ein Protest-Graffiti des Künstlers Beni Veltum gegen die Rodung des Hambacher Forstes in die Kritik geraten.
Noch mehr Aufregung hatte davor eine religiöse Darstellung hervorgerufen: Jesus, mit einem Joint in der Hand und dem arabischen Schriftzug für „Gott ist mächtig“ neben sich.