Gladbeck. . In Gladbeck dürfen sich Graffiti-Sprayer auf vielen Flächen ganz legal kreativ austoben, zum Beispiel im gesamten Schürenkamptunnel. Trotzdem kommt es immer wieder zu illegalen Aktionen – 34 Anzeigen wegen Sachbeschädigung durch Graffiti gingen 2012 bei der Polizei in Gladbeck ein.

Grau in grau ist Graffiti-Spayern ein Graus – und ein Ansporn. Bunte Bilder zieren viele Wände in Gladbeck. Nicht immer zur Freude der Wandbesitzer. 34 Anzeigen wegen „Sachbeschädigung durch Graffiti“ bearbeitete die Polizei in Gladbeck im Jahr 2012 – im gesamten Kreis Recklinghausen waren es 698. „Da kommt Gladbeck im Vergleich noch gut weg“, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst.

Die Zahl der Anzeigen hat in den vergangenen zwei Jahren zugenommen, sagt sie. Allerdings sei schwer zu sagen, ob die Zahl der illegalen Graffiti gestiegen sei, oder ob sich das Anzeigeverhalten der Bürger verändert habe.

Ist das Kunst oder muss das weg?

Am Thema Graffiti scheiden sich die Geister. Liebhaber erfreuen sich an den großflächigen Bildern. Mancher Gladbecker hat auch schon im Auftrag sprayen lassen, wie eine Familie an der Albert Einstein Straße, die ihre Garagenwand mit einem Albert-Einstein-Motiv gestalten ließ. Andere Bürger empfinden Graffiti als Schmiererei.

Wie sehen Sie das? Kennen Sie in Ihrer Umgebung besonders ge- oder auch misslungene Wandbilder? Wo toben sich Schmierfinken aus, wo finden sich die schönsten Werke? Erzählen Sie uns davon.

Kontakt: WAZ Gladbeck, 02043/29 98 33, E-Mail:
redaktion.gladbeck@waz.de

Fest steht: Wer ohne Erlaubnis Wände mit Schriftzeichen, sogenannten „Tags“ oder „Bombings“, oder auch ganzen Bildern versieht, macht sich strafbar. Und das, zumindest in Gladbeck, unnötigerweise, denn die Stadt bietet reichlich Flächen, auf denen Graffiti sogar ausdrücklich willkommen sind.

Schürenkamptunnel als Graffiti-Eldorado

Im Zuge des Quartiersmanagements für die Innenstadt holte die Stadtverwaltung bei der sogenannten Tunnelwerkstatt die Sprayer sogar mit ins Boot. Mit ihrer Hilfe soll der Schürenkamptunnel langfristig ein freundlicherer Ort sein. Die Wände dort sind seit einigen Jahren zum Bemalen freigegeben – und werden von der Szene regelmäßig mit neuen Motiven verschönert. Für die Stadt eine Erfolgsgeschichte.

„Gerade zur Sprayerszene haben wir einen guten Draht, besonders durch die Jugendarbeit“, sagt Tim Deffte von der Pressestelle der Stadtverwaltung. „Die Jungs wollen sich künstlerisch ausleben und sind auch dankbar für die Flächen, die sie bekommen.“ Positiver Nebeneffekt: Hässliche Schmierereien gibt es dort nur sehr selten – die Szene kontrolliert sich selbst. „Es ist schon künstlerisch, was die da machen“, findet Deffte, und: „So etwas kann ein Areal durchaus aufwerten.“

Buntes Graffiti an der Lambertischule

Eine Erfahrung, die auch die Leiterin der Lambertischule teilt. Immer wieder war es auf dem Schulhof zu Schmierereien, insbesondere an der Fassade der Turnhalle, gekommen. Bei der Tunnelwerkstatt traf Schulleiterin Cäcilia Nagel auf die Sprayer um den Gladbecker Maurizio Bet. Und die bemalten im Mai vergangenen Jahres die Turnhallenwände mit einem riesigen, kindgerechten Graffiti – zur Freude der Schüler, die seither täglich auf die vielen Motive schauen und sogar daran mitarbeiten durften. Bezahlt wurde die Aktion aus dem Verfügungsfonds „Projekt Stadtmitte“. „Ein rundum tolles Projekt, das zeigt, dass es auch anders geht“, sagt Tim Deffte. Schmierereien mit Graffiti zu Leibe rücken.

Natürlich hat die kunterbunte Straßenkunst-Medaille auch eine Kehrseite. „Illegales Sprayen kommt leider immer wieder vor“, sagt Deffte. In der Stadt finden sich viele Beispiele. Auch das Rathaus sei schon beschmiert worden, genau wie andere öffentliche Gebäude. Ärgerlich sei das und auch kostspielig. „Am Rathaus haben wir das durch die Kameraüberwachung gut in den Griff bekommen.“