Gladbeck. . 35 neue Graffiti entstanden bei der Aktion Wall&Corner. Beni Veltum holte für die Aktion der Wirtschaftsförderung 20 Sprüher nach Gladbeck.

Strahlender Sonnenschein, der Geruch von Pizza und Lack und dazu ein einträchtiges „klack, klack, klack, pfffffft“ Dutzender Sprühdosen: Über Stunden hinweg war dies am Samstag das vorherrschende Geräusch im Schürenkamptunnel. 35 neue Graffiti entstanden dort. Die Flächen an der Unterführung sind seit längerer Zeit zur immer neuen Gestaltung freigegeben und wurden nun anlässlich von „Gladbeck Karibisch“ von Sprayern strandtauglich gemacht.

Lackgeruch wabert durch die Luft

So wie das Thema ist auch die Stimmung im Tunnel deutlich entspannt. Jemand macht Musik, einige haben sich Campingstühle mitgebracht und ein unverkennbarer Lackgeruch wabert durch die Luft. Manche der Sprüher tragen deshalb eine Atemschutzmaske.

Die Idee zur Aktion hatte bereits vor einem halben Jahr Holger Rother, Gladbecker Werbetechniker und Akteur der Initiative Vlipp. Er stellte auch den Kontakt zwischen Auftragskünstler Beni Veltum und Maria Jost von der städtischen Wirtschaftsförderung und den Graffitikünstlern her. Das Förderprojekt „BIWAQ“ des Europäischen Sozialfonds unterstützte die Idee, Mitarbeiter der rebeq (Qualifizierungsgesellschaft der Awo) bereiteten den Untergrund vor.

Sonnenschirme, Eis und Meerestiere an der Tunnelwand Ein ganz persönliches Dankeschön sprühten die Sprayer Maria Jost von der städtischen Wirtschaftsförderung auf die Wand. Foto: Lutz von Staegmann

Wer erwartet hatte, dass im Rahmen eines von der Stadt geförderten Projekts nur bestimmte Motive gewünscht waren, irrt: Abgesehen von gestellten Dosen in Sandtönen und dem einheitlichen Hintergrund aus Sand und Himmel, hatten die Sprayer keinerlei Vorgaben. Neben gesprühten Sonnenschirmen, Eis und Meerestieren machen den Großteil der neuen Kunstwerke deshalb kurze Schriftzüge­­ aus, die den jeweiligen Künstler repräsentieren. Und Maria ­­Jost freut sich über die gelungene Umsetzung: „Einige werden wohl erst morgen fertig werden, die sind alle sehr detailverliebt. Diese Eiswaffel da vorn, die sieht doch aus wie echt!“

Einige Sprayer reisten aus Hamburg und Berlin für die Aktion an

„Es ist eigentlich ein Sprayerparadies“, meint Jonas aus Gelsenkirchen „die Dosen werden gestellt, es gibt keine Vorgaben, aber dafür Getränke und Pizza. Dadurch, dass wir freien Spielraum haben, kann jeder seinen eigenen Stil einbringen.“

Beni Veltum hat für die Aktion erfahrene Sprayer aus der Szene nach Gladbeck geholt.
Beni Veltum hat für die Aktion erfahrene Sprayer aus der Szene nach Gladbeck geholt. © Lutz von Staegmann

Viele der Maler sind Bekannte von Beni Veltum. Die Szene ist gut vernetzt, für die besondere Aktion reisten sogar Sprüher aus Hamburg und Berlin an. Sie alle sowie die Sprüher aus Gladbeck und den Nachbarstädten haben jahrelange Erfahrung. Veltum: „Wir haben schon darauf geachtet, dass nur Leute kommen, die das nicht erst seit gestern machen, die Aktion ist ja nicht zum Üben gedacht.“ Dennoch darf die zwölfjährige Mara, einziges Mädchen unter den Männern im Alter von 20 bis 45 Jahren, mitmachen. Sie hat sich in Graffitiworkshops von Maurizio Bet als junges Nachwuchstalent herauskristallisiert. Deshalb durfte sie ihren Lehrer bei seinem Bild unterstützen. „Ihr Können gehört einfach auf die Wand“, verrät dieser stolz.

Maria Jost: „Wir würden uns freuen, wenn uns die Kunstwerke einige Zeit erhalten blieben“

Die Tunnelwände bilden übrigens weiterhin eine sogenannte Hall, also eine zum Sprühen freigegebene Fläche. „Wir würden uns aber freuen, wenn uns die Kunstwerke wenigstens für einige Zeit erhalten blieben“, meint Maria Jost dazu. „DANKE MARIA“ antwortet ein Schriftzug im Tunnel.