Gladbeck. Herbert Sokolowski war der Gründer des dritten Gladbecker Gymnasiums 1968. Seit 26 Jahren ist er in Pension und blieb ein kritischer Zeitgeist.
Er drückte ganz entschieden „seinem“ Heisenberg-Gymnasiums den Stempel auf, das er nicht nur aufbaute, sondern auch 24 Jahre lang leitete: In dieser Woche, am 2. Oktober, feierte Herbert Sokolowski, der alte Chef der jüngsten Gladbecker Penne, seinen 90. Geburtstag. Nach wie vor ist er ein kritischer Zeitgeist, stets diskussionsfreudig und wird seinem fast schon legendären Ruf, Mahner und Querdenker zu sein, auch heute noch gerecht.
Generationen von Schülern machten unter seiner Leitung ihr Abi – an der „Zeche Soko“, wie es liebevoll hieß, auch weil Sokolowski seinen Schülern einiges abverlangte. „Mein Ehrgeiz war, eine gute Schule zu machen“, beteuert er rückblickend. Er wurde nicht müde, seiner Schule, die jetzt 50 Jahre alt wurde, und ihren Schülern immer wieder „neue Wege und Einsichten zu eröffnen“. Er habe mündige Schüler heranziehen wollen, die sich mutig Themen stellen, diskutieren und entscheiden. „Ich glaube, das ist mir ganz gut gelungen“, fügt er hinzu.
Beide Großeltern stammten aus Masuren
Sokolowski, der in der Nachkriegszeit studierte, gehörte in den 50er Jahren als Jung-Lehrer zur „skeptischen Generation“, setzte sich Ende der 60er Jahre aufgeschlossen mit der „Phase der Umorientierung“ und der Öffnung der Bildungswege auseinander. Schließlich übernahm er ab 1968 die Schulleitung des Heisenberg-Gymnasiums und blieb seiner Maxime, alte Strukturen aufbrechen zu wollen, treu. Er versuchte Neues, Ungewohntes. Das „Heisenberg“ entwickelte sich zu einem Ort des Respekts, der Chancengleichheit und Vielfalt. Stolz ist er, dass es ihm gelang, den sich zunächst sträubenden Ausnahme-Physiker Werner Heisenberg zu überzeugen, der Namensgebung zuzustimmen.
Sokolowski stammt aus Buer-Erle, er war das zweite von sechs Geschwisterkindern. Die Großeltern stammten aus Masuren, die Opas gingen auf den Pütt. Auch sein Vater fuhr ein, musste sich aber nach einem Unfall umorientieren und landete in der Zechenverwaltung.
Abitur in Buer gemacht, studiert in Mainz, München und Münster
Stolz auf die Familie
Stolz ist Herbert Sokolowski auf seine zwei Kinder, sechs Enkel und einen Urenkel. Nach wie vor vermisst er seine Frau Ruth, die vor acht Jahren starb. „Ich träume immer noch von ihr!“
Neben Lesen und Schreiben (drei Bücher zu den Themen Biographie, Politik und Schulen) ist das Schachspiel eine seiner Passionen. Täglich tritt er gegen den Computer an, wöchentlich geht er zu den Schachfreunden Kirchhellen, spielt in der dritten Mannschaft.
Sohn Herbert machte 1949 am Max-Planck-Gymnasium in Buer Abitur, studierte Deutsch, Geschichte und Philosophie in Mainz, München und Münster. Seine erste Stelle hatte er in Marl, danach bekam er die Chance in Gladbeck, wohin er 1972 mit seiner Familie zog. Er nutzte sie – auch weil er beruflich Karriere machen wollte, wie er freimütig zugibt. „Ich wollte nicht auf immer Oberstudienrat bleiben.“
Das gilt auch für einen beruflichen Spurwechsel, den er in Erwägung zog: Sokolowski, seit 1962 in der SPD und Anfang der 70er Jahre auch SPD-Ortsvorsitzender in Rentfort, liebäugelte 1974 – zur heißesten Glabotki-Zeit – mit der Kandidatur zum MdL. Aus taktischen Gründen zog er seinerzeit zurück und überließ Manfred Braun, sich der Wahl zu stellen. „Wäre ich es geworden, wäre mein berufliches Leben anders verlaufen.“
Das Geburtstagskind ist sehr belesen
So blieb der linksliberale Pädagoge der Schule treu und formte sie zu der nachhaltigen Bildungseinrichtung, die sie bis heute ist. Seit 1992 ist Sokolowski in Pension, genießt seinen Ruhestand mit jährlich mehreren Reisen, pflegt Korrespondenzen (immer noch per Brief!) in die USA und nach Skandinavien und hat bislang drei Bücher geschrieben. Und weiterhin mit großer Hingabe studiert er ausgefeilte Weltliteratur – sein Arbeitszimmer, längst eine reichhaltige Bibliothek, zeugt von der Belesenheit des Geburtstagskindes!