Die Caritas und die Propsteigemeinde schließen Kleiderkammer und Möbellager in Gladbeck. Künftig, sagt das Team, haben andere Hilfen Priorität.

Die Not war groß, die Hilfsbereitschaft ebenso. Als 2015 die Zahl der Flüchtlinge, auch in Gladbeck, sprunghaft anstieg, war Soforthilfe gefragt.

Beim Caritasverband, bei den Caritaskonferenzen Deutschlands (CKD) und in der Propsteipfarrei St. Lamberti reagierte man schnell: Im Oktober 2015 wurde am Bahnhof West eine Kleiderkammer eröffnet, ein paar Monate später folgte ein Möbellager in der ehemaligen Bäckerei Schulte-Pelkum nahe der Lambertikirche.

Die Helferinnen und Helfer leisteten Schwerstarbeit

Spendenbereitschaft und Bedarf waren riesig, die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer leisteten Schwerstarbeit, sind bis heute unermüdlich im Einsatz. In Kürze endet dieses Engagement.

Auch interessant

„Alles hat seine Zeit“, sagt Caritasdirektor und Propst André Müller. „Wir werden die Kleiderkammer vor den Sommerferien, das Möbellager im Herbst schließen. Die Menschen mit Fluchthintergrund haben jetzt andere Bedarfe. Jetzt ist Integrationsarbeit gefragt.“

Die Anfänge in der Kleiderkammer waren turbulent

Ulrike Kubiaczyk (r.) und Renate Herber
Ulrike Kubiaczyk (r.) und Renate Herber © Joachm Kleine-Büning

Ulrike Kubiaczyk gehört zum ehrenamtlichen Team in der Kleiderkammer. Sie erinnert sich an die turbulenten Anfänge: „14 Ehrenamtliche waren an vier Tagen in der Woche im Einsatz, und an den anderen Tagen haben die Mitarbeiter der Werkstätten, die im Bahnhofskiosk arbeiten, Spenden angenommen. Das war eine tolle Zusammenarbeit.“

Bald gesellten sich auch Flüchtlinge zum Helferteam, die schon so gut deutsch sprachen, dass sie die Frauen in der Kleiderkammer als Dolmetscher unterstützen konnten.

Doch nun ebbt der Ansturm auch im Möbellager ab

Ludger Weijers, Alfons Verstege und Mohamed Alhamidi (v. l.) vom Möbellager beladen wieder einen Anhänger.
Ludger Weijers, Alfons Verstege und Mohamed Alhamidi (v. l.) vom Möbellager beladen wieder einen Anhänger. © Oliver Mengedoht

Der Ansturm ist abgeebbt, genau wie im Möbellager. Die Ehrenamtler Alfons Verstege und Ludger Weijers konnten sich fast von Beginn an auf etliche syrische Flüchtlinge verlassen, die mit anpacken, wenn es gilt, mit zwei großen Anhängern Möbelspenden abzuholen, auszuladen und später wieder auf die Anhänger zu wuchten, um sie zu den Empfängern zu bringen. Verstege hat mal nachgerechnet, wie viele Fahrten das im Laufe der Zeit waren: „Bis wir das Lager schließen, haben wir bei 1800 Spendern Möbel abgeholt und zu 450 Flüchtlingen gebracht.“

Das Hauptaugenmerk ist nun auf die Integration gerichtet

Helfer werden immer gesucht

Kleidungsstücke, die übrig bleiben, werden im Caritasladen „klamotten & mehr“ an der Goethestraße verkauft. Dort wollen sich auch einige der Ehrenamtler künftig engagieren.

Die Flüchtlingshilfe sucht immer weitere helfende Hände. Wer sich für dieses Ehrenamt interessiert, wendet sich an Hildegard Hemmers, 279132.

„Jetzt haben andere Hilfen Priorität“, weiß Hildegard Hemmers. Sie ist die hauptamtliche Koordinatorin der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe des Caritasverbandes und der Propsteipfarrei.

„Wir richten unser Hauptaugenmerk jetzt auf die Integration.“ Deutschkurse werden schon lange angeboten, bei der Formularhilfe geht es darum, Geflüchtete im schriftlichen Bürokratiedschungel zu unterstützen.

Jüngstes Kind der Flüchtlingshilfe ist ein Sprachtreff in der Alten Vikarie – auf Wunsch von Flüchtlingen, die sich dort einmal wöchentlich mit Ehrenamtlern treffen, um sich auf Deutsch zu unterhalten und Kontakte zu knüpfen. „Begegnung und Austausch stehen im Vordergrund“, beschreibt Hildegard Hemmers den Sinn des Angebots.

Ein akutes Problem: die Wohnungssuche

Bei ihrer Arbeit stellen die Mitglieder der Flüchtlingshilfe immer häufiger fest, dass aktuell die Wohnungssuche Geflüchteten – großen Familien wie Einzelpersonen gleichermaßen – auf den Nägeln brennt. „Diesem Thema müssen wir uns in nächster Zeit widmen“, kündigt Propst Müller an.

Und bei den neuen Aufgaben kann die Flüchtlingshilfe sicher auch auf etliche der Helferinnen und Helfer setzen, die bald in der Kleiderkammer und im Möbellager nicht mehr gebraucht werden.