Gladbeck. . Rainer Knubben, Vorstand des Caritasverbandes Gladbeck, im WAZ-Gespräch zu den Aufgaben der Sozialeinrichtung und aktuellen Entwicklungen.

Seit 33 Jahren ist er beim Caritasverband Gladbeck, war Leiter des Behindertenwohnhauses St. Suitbert, zweiter Geschäftsführer und ist seit 2013 Caritas-Vorstand und verantwortlich fürs operative Geschäft des Verbandes: Rainer Knubben. Die WAZ sprach mit dem 60-jährigen Caritas-Chef über aktuelle Entwicklungen, aber auch über grundsätzliche Caritas-Standpunkte.

Herr Knubben, was macht Ihre Suche nach Grundstücken für die Suitbert-Außenwohngruppen?

Rainer Knubben: Da ist deutlich Bewegung reingekommen, es haben sich eine Reihe von Leuten gemeldet. Da sind wirklich interessante Grundstücke drunter. Unsere Architektin prüft bereits, welche für uns geeignet sind. Genaueres kann man jetzt noch nicht sagen, ich bin aber ganz optimistisch.

Wie ist denn Ihr Secondhand-Shop an der Goethestraße angelaufen?

Super gut. Ich bin richtig begeistert, man kann die Entwicklung unseres Ladens „Klamotten & mehr“ an der Goethestraße bisher nur als sehr gelungen bezeichnen. Unser Mix aus Angeboten der bisherigen Kleiderkammer, vielen kreativen Produkten aus unserer Behindertenwerkstatt sowie den Devotionalien des früheren Senfkorns kommt offenbar an. Ab September machen wir übrigens einen weiteren Schritt, dann werden im Laden auch Menschen mit Behinderungen oder mit psychischen Problemen arbeiten.

Rainer Knubben, Vorstand des Caritasverbandes, sieht Vorteile in der geplanten Fusion mit den Caritasverbänden Gelsenkirchen und Bottrop.
Rainer Knubben, Vorstand des Caritasverbandes, sieht Vorteile in der geplanten Fusion mit den Caritasverbänden Gelsenkirchen und Bottrop. © Thomas Schmidtke

Wie steht’s um die angestrebte Fusion mit den Caritasverbänden Gelsenkirchen und Bottrop?

Da arbeiten wir mit Hochdruck dran, aber Vollzug wird es frühesten 2019 oder 2020 geben. Im Moment klären wir mit einer Kanzlei gesellschaftsrechtliche und steuerrechtliche Fragen im Zusammenhang mit der Fusion. Die Hürde ist nicht leicht, aber man muss sie nehmen. Ich bin überzeugt, dass wir mit der Fusion das Richtige tun. Wir müssen in Zukunft mit immer weniger Mitteln auskommen, da sollten wir Ressourcen bündeln und Synergien nutzen. Außerdem wollen wir als Arbeitgeber attraktiv bleiben und vielleicht sogar noch interessanter werden. Mit dann zusammen rund 2500 Beschäftigten und vielen Aufgabenfeldern bieten wir den Beschäftigten reizvollere Karrierechancen als es ein kleiner Verband wie wir mit gut 700 Mitarbeitern tun kann.

Auch interessant

Wird die Caritasarbeit immer wichtiger?

Ein klares Ja. Wir sind ein wichtiger Partner an vielen Stellen in der Stadt, wir stellen eine ganze Reihe von Versorgungen sicher in drei wichtigen Bereichen der sozialen Hilfe – der Behinderten-, Senioren- sowie Kinder- und Jugendhilfe mit dem ganzen Spektrum an Förderungen Schwangerer, Alleinerziehender und junger Familien. Aber wir müssen als Caritas wachsam sein, was sich verändert. Die Ansprüche der Menschen ändern sich ständig, und wir sollten als Sozialverband in der Lage sein, zeitnah neue Bedarfe zu erkennen und zu bedienen. Beispiel Seniorenwohnen: Wir brauchen nicht unbedingt mehr Pflegeheime, vielleicht aber Demenz-WG, Senioren-WG oder Mehrgenerationen-Häuser. Wir müssen alternative Konzepte fahren. Und man muss aufhören, nur auf einzelne Bereiche zu schauen, es geht in Richtung einer umfassenden Menschenhilfe. Wer Hilfe benötigt, bekommt sie bei der Caritas, das muss bei uns die Losung sein.

Sie haben sich ja in Gladbeck neu aufgestellt und pflegen eine enge Zusammenarbeit mit der Pfarrei St. Lamberti, immerhin ist Propst Müller Caritasdirektor.

Durch seine Doppelfunktion ergibt sich diese Klammer mit der Pfarrei, das ist gut. In Zeiten, in denen das Kirchenschiff schwer zu steuern ist, ist es gut, zu kooperieren. Die Caritas ist ein Stück gelebte Kirche, und wir tragen mit unserer Arbeit zu ihrer Glaubwürdigkeit bei. Denn wir machen das, was gepredigt wird: Wir kümmern uns um den ­Nächsten aus christlicher Motivation heraus. Ein herausragendes Beispiel eines gelungenen gemeinsamen Projekts war die Flüchtlingshilfe, die wir zusammen aus dem Nichts aufgebaut haben: gemeinsames Möbellager, Deutschkurse im Pfarrzentrum, Kleiderladen am Bahnhof West.

Die Caritas hält also die katholische Fahne in einem immer bunter werdenden Umfeld hoch?

Wir müssen so gut sein, dass die Leute ohne katholische Fahne sagen, die von der Caritas machen eine gute Arbeit. Es geht nicht um uns, sondern um die Menschen in Not. Wenn man diese Motivation mitbekommt, machen wir unsere Arbeit richtig.