Gladbeck. Sozialausschuss diskutiert die Gefahr, dass Gladbeck bei der Integration überlastet wird. Fehlende Schulabschlüsse erschweren Arbeitsvermittlung.

Der anfänglichen Euphorie, in gemeinsamer Anstrengung die Flüchtlingsproblematik auf Stadtebene bewältigen zu können, folgt Ernüchterung. So kann die aktuelle Diskussion im Sozialausschuss beschrieben werden. Angestoßen wurde sie von Norbert Dyhringer (SPD). Der Ratsherr unterstrich, dass er sicher nicht ausländerfeindlich sei, er aber eine Überforderung der Kommune in Sachen Integrationsmöglichkeit sehe.

Dabei stützte sich Dyhringer auf den Jahresbericht des Jobcenters. Die Leiterin der Gladbecker Bezirksstelle, Karin Byrszel, hatte dem Sozialausschuss aufgezeigt, dass von den insgesamt 12 516 in Gladbeck unterstützten Personen (5852 Familien ), die von Arbeitslosenhilfe leben, 4422 Menschen Ausländer sind. Vor der Zuwanderungsbewegung lag diese Zahl bei etwa 2500 Personen.

Geringerer Teil aus Kriegsregionen geflüchtet

Der geringere Teil, 1353 unterstützte Menschen, stammt dabei aus Herkunftsländern mir kriegerischen Auseinandersetzungen wie Syrien,

Kommunale Belastung bei 29,3 Millionen Euro

Das Jobcenter unterstützte im Vorjahr 5852 Familien/Einzelpersonen mit 74,3 Millionen Euro, der kommunale Anteil lag bei 29,3 Millionen Euro. Vergleich 2016: 68 Millionen, mit 27 Millionen Kommunalanteil.

Von 4930 Jobsuchenden hatten 1408 den Hauptschul- und 1302 keinen Schulabschluss, 1300 machten keine Angabe.

dem Irak oder Afghanistan Die meisten zugezogenen sind demnach so genannte Armutsflüchtlinge, häufig aus EU-Staaten wie Bulgarien oder Rumänien. Die Statistik weist insgesamt 529 Familien auf, die aus fünf und mehr Personen bestehen.

Den vom Jobcenter unterstützten 5852 Familien stehen 1123 erfolgreiche Vermittlungen in den Arbeitsmarkt 2017 gegenüber, davon nur 62 Menschen mit Fluchthintergrund. Auch dazu hatte Karin Byrszel Zahlen und Gründe genannt, nämlich, dass von den letztlich 4930 arbeitssuchenden Leistungsbeziehern lediglich ein Fünftel über einen höheren Schulabschlus (Mittlere Reife, Fachhochschulreife oder Abitur) verfügt und der Großteil nur einen geringen oder gar keinen Schulabschluss hat.

Erschreckend viele ohne Berufsabschluss

„Mich erschreckt dieser hohe Anteil“, sagte Norbert Dyhringer. Dass die Kriegsflüchtlinge eben nicht nur keine Ärzte, Architekten und Lehrer seien, sondern „wir auch feststellen, dass viele keinen Berufsabschluss haben“. Mit dem Problem für Gladbeck – als Stadt mit der höchsten Abeitslosenquote (12,1 %) im Kreis und kaum Jobangeboten für ungelernte Kräfte in der Region —, wie die Integrationsaufgabe gestemmt werden könne. „Was tut man einer Stadt an, indem man weiter zuweist, im Wissen, dass das nicht bewältigt werden kann“, fragte Dyhringer. Er forderte Bund und Land zum Umdenken auf, vor der Zuweisung „zu schauen, wie die Struktur einer Kommune ist – und was sie leisten kann“.

Ratsherr und Gymnasialdirektor Michael Dahmen (CDU) pflichtete Dyhringer bei. Er ergänzte, dass es trotz aller Anstrengungen in speziellen Förderklassen oft nicht gelänge, „Flüchtlingskinder innerhalb von zwei Jahren in das Regelschulsystem zu überführen“. Er glaube, dies sei „ein Problem, das unterschätzt wird“, und für das mehr Unterstützungsmaßnahmen nötig seien. Jörg Baumeister (SPD) sieht ein Problem in den nur schwer beschulbaren Flüchtlingskindern, „die aus Gebieten kommen, wo Bildungsinstitutionen kaum einen Stellenwert haben“.

Frühzeitige Unterstützung

Rüdiger Jurkosek (Linke) forderte früh unterstützend anzusetzen und zu investieren, „es sollte unser gemeinsames Ziel sein, dass jeder Mensch vor dem 28. Lebensjahr einen Berufsausbildung absolviert hat“. René Portratz (Soziales Bündnis) verlangte dafür eine Ausbildungsvergütung, die deutlicher als bisher über dem Hartz IV-Regelsatz liegen müsse.