Gladbeck. . Pippilotta, Jana oder Marie? Auf der Liste der beliebtesten Vornamen stehen Klassiker. Ausgefallenes wünschen sich Eltern seltener als früher.
Sage mir, wie Du heißt, und ich sage Dir, welcher Jahrgang Du bist. – Auf diese Formel könnte man die Namensgebung bei Neugeborenen bringen.
Schließlich richten sich Eltern häufig auch nach der jeweiligen Mode, wenn sie entscheiden, wie ihr Nachwuchs heißen soll. Während beispielsweise „Wolfgang“, „Petra“ und „Simone“ in den 1960er Jahren bei Eltern hoch im Kurs standen, gehen heutzutage mehr kleine Finns und Neeles durchs Leben.
Doch seit vergangenem Jahr wird es in Gladbeck neun Jungen mehr geben, die auf Noah hören. Das war nämlich der beliebteste Jungenname.
An der Chart-Spitze bei den Mädchen stehen Emma, Emilia und Mia. Jeweils acht Mal nannten so Mütter und Väter ihr Töchterchen.
Die Standesbeamten schauen genau hin
„Die meisten Namen, die Gladbecker ihren Kindern heutzutage geben, sind nicht ausgefallen“, stellt David Hennig vom städtischen Referat für Wirtschaftsförderung und Kommunikation fest. Vorbei die Zeiten, in denen Babys nach Schauspielern oder Comic-Figuren benannt wurden. Das zeigt auch der Blick auf die weiteren Vornamen auf der Beliebtheitsskala 2017. Auf Platz 2 war es bei den Jungen Jan, dafür entschieden sich Eltern acht Mal. Es folgt „Hamza“ (sechs).
Jana und Marie stehen auf Rang zwei
Hennig erläutert: „Bei 389 neugeborenen Jungen wurden 264 verschiedene Namen vergeben.“ Bei 381 Mädchen, die in den zurückliegenden zwölf Monaten das Licht der Welt erblickten, wählten Eltern 269 unterschiedliche Namen für ihr Kind. „Jana“ und „Marie“ stehen auf Rang zwei (sechs) vor „Lea“ (fünf). Also allesamt Namen, die kein Konfliktpotenzial mit den Standesbeamten bieten oder gar abgelehnt wurden.
Die einstige Prämisse, dass am Vornamen das Geschlecht des Kindes erkennbar sein muss, gebe es nicht mehr, sagt Hennig. „Andrea“, im Italienischen ein Männername, war solch ein Fall. Aber besonders kreative Eltern haben auch mal Sonderwünsche – eine Pippilotta (Astrid Lindgrens bärenstarker Rotschopf lässt grüßen), Pfefferminza oder einen Porsche. Das sei zwar in Gladbeck noch nicht auf den Tisch der Standesbeamten gekommen, doch die Fachleute in der Verwaltung prüfen schon, was ein reines Fantasiewort ist und was nicht.
Maritus gibt es wirklich
Dazu werfen die Verwaltungsmitarbeiter einen Blick ins „Internationale Handbuch der Vornamen“ aus dem Verlag für Standesbeamten. Und erleben auch mal eine Überraschung: „,Maritus’, wie es sich Eltern wünschten, gibt’s wirklich.“ Auch „Yeneta“ war nicht zu beanstanden – ein weiblicher Vorname albanischen Ursprungs.
Wollen Eltern partout einen Namen durchsetzen, den das Standesamt ablehnt, müssen sie vor das Personenstandsgericht Essen ziehen. Doch Andrea Rohmert, Leiterin des hiesigen Standesamtes, kann sich an keinen Fall erinnern, bei dem es so weit gekommen ist. Weder politisch verfängliche Vornamen noch überkandidelte Wünsche wurden verlangt.
Im vergangenen Jahr wurden in Gladbeck nur 19 Geburten beurkundet
Hennig zur aktuellen Situation: „Im vergangenen Jahr haben wir in Gladbeck nur 19 Geburten beurkundet.“ Hintergrund: Seit der Schließung der Geburtshilfe am St.-Barbara-Hospital können Frauen hier keine Kinder mehr zur Welt bringen. „Wird ein Baby von Gladbeckern beispielsweise in Bottrop geboren und dort amtlich gemeldet, wird unser Einwohnermeldeamt informiert“, so Hennig.
Namensänderungen sind die Ausnahme
„Nomen est omen“, der Name ist ein Zeichen: So sagten es schon die alten Römer. Aber was ist, wenn der Namensträger unglücklich mit seinem Los ist? „Theoretisch kann jeder seinen Vor- und Familiennamen ändern“, sagt David Hennig aus der Stadtverwaltung.
Theoretisch – und praktisch? „Das kommt sehr selten vor“, sagt Jochem Manz. Der Pressesprecher des Kreises Recklinghausen beziffert die Fallzahl mit „etwa 100 im ganzen Jahr und im gesamten Kreisgebiet.“ Dieser Vorgang habe absoluten „Ausnahmecharakter“, sind sich David Hennig und Jochem Manz einig.
Ein Grund können Probleme durch die Schreibweise sein
Ohne einen triftigen Grund sind solche Änderungen nicht möglich. Beispielsweise, wenn ein Name lächerlich oder anstößig ist. Oder wenn jemand wegen seines Namens in seiner Lebensführung beeinträchtigt wird oder gar erkrankt. „Dann kann ein psychologisches Gutachten notwendig werden“, sagt Hennig. Ein weiterer Grund können Probleme durch die Schreibweise sein.
Im städtischen Standesamt sind die notwendigen Unterlagen für eine Namensänderung erhältlich. Sie werden zur Entscheidung zum Fachdienst Ordnung bei der Kreisverwaltung Recklinghausen weiter geleitet.
Die Namensänderung kostet
Das Verfahren zur Namensänderung ist gebührenpflichtig. Im Falle von Familiennamen können bis zu 1022 Euro fällig werden, bei Vornamen bis zu 255 Euro. Pressesprecher Jochem Manz: „Das sind die äußersten Spitzen. In der Regel sind es 500 Euro für die Änderung eines Familiennamens und 200 Euro im Falle eines Vornamens.“ Da verschiedene Behörden beteiligt sind, könne solch ein Verfahren bis zu einem halben Jahr dauern.