Gladbeck. . Seitdem es in Gladbeck keine Geburtsabteilung mehr gibt, müssen Eltern ihren Nachwuchs in den Geburtsstädten melden. Doch das wissen viele nicht.
Immer wieder suchen Eltern das städtische Standesamt auf, um ihre Kinder dort anzumelden. Doch seitdem zum Jahresende 2016 die Geburtsabteilung in der Stadt geschlossen wurde (siehe Kasten), werden in Gladbeck keine Kinder mehr geboren. Hausgeburten ausgenommen. „Die Geburten verteilen sich auf Nachbarstädte wie Dorsten, Bottrop, Essen oder Gelsenkirchen“, sagt Andrea Rohmert, Leiterin des Standesamtes.
Die jungen Gladbecker Eltern würden jedoch annehmen – da sie ja in der Stadt leben – dass sie sich auch beim heimischen Standesamt anmelden müssten. Das ist jedoch nicht der Fall. „Wir erklären den Eltern dann, dass die Urkunden beim Geburtsstandesamt ausgestellt werden“, sagt Rohmert.
Kinder- und Elterngeld können nicht beantragt werden
Die jungen Väter und Mütter, die irrtümlicherweise im heimischen Standesamt ihr Neugeborenes anmelden möchten, müssten dann zwei bis drei Wochen auf ihre Dokumente warten.
Als Grund für die lange Wartezeit vermutet die Stadt die hohe Arbeitsbelastung der Kollegen in den Standesämtern der zuständigen Städte. Das liege an Personaleinsparungen der vergangenen Jahre, dem Zuzug von Geflüchteten und der Zunahme von Geburten.
Betroffene stehen ohne Zahlungen dar
Das hat Konsequenzen: „Bevor die Geburt nicht beurkundet ist und das Finanzamt für das Neugeborene keine Personalidentifikationsnummer ausgegeben hat, kann beispielsweise kein Kinder- oder Elterngeld beantragt werden“, sagt Stadtsprecherin Christiane Schmidt. Dieses werde dann zwar rückwirkend gezahlt, aber: Die Betroffenen stehen eine Zeit lang ohne die entsprechenden Zahlungen dar.
Wie häufig Eltern im Gladbecker Standesamt ihre Babys anmelden wollen, obwohl sie etwa in Essen oder Bottrop zur Welt gekommen sind, kann die Stadt nicht benennen. Nur: Es komme häufig vor. Beim heimischen Einwohnermeldeamt müssen die Neugeborenen anschließend nicht noch einmal angemeldet werden, das laufe automatisch.
Vier Hausgeburten im vergangenen Jahr
Insgesamt 760 Gladbecker „Neubürger“ wurden im vergangenen Jahr geboren. Darunter vier Babys, die tatsächlich in Gladbeck zur Welt kamen – bei Hausgeburten.
Auch die Gladbeckerin Christina Kunz hatte im vergangenen Jahr einen Jungen zur Welt gebracht. Dazu ging sie in eine Essener Klinik. „Bevor wir uns in den AnmeldeWahn gestürzt haben, haben wir uns informiert und gleich auf der Internetseite des Essener Standesamtes geschaut“, sagt die 28-Jährige.
Dokumente innerhalb einer Woche bekommen
Von Bekannten hatte sie erfahren, dass sie ihr Kind direkt beim Geburtsstandesamt anmelden muss. Sie habe daher keine Probleme gehabt. Innerhalb einer Woche habe sie die Dokumente bekommen und so gleich alles erledigen können.
>>>> In Gladbeck gibt es keine Geburtshilfeabteilung mehr
Die Geburtshilfeabteilung im Barbara-Hospital hatte zum Jahresende 2016 geschlossen. Seitdem werden in Gladbeck keine Babys mehr in der Klinik geboren. Die Eltern müssen auf Häuser im Umkreis ausweichen.
Grund für die Schließung: Die Abteilung sei nicht mehr wirtschaftlich gewesen. Rund 500 Kinder wurden dort noch pro Jahr geboren, rechnen würde sich die Geburtshilfe allerdings erst ab etwa 800 Babys jährlich.