Gladbeck. . Achtlos weggeworfene Lebensmittel sind ein gefundenes Fressen für Nager. Die Stadtverwaltung will die Ratten-Population mit Gift im Zaum halten.
- Laut einer Faustregel lebt pro Mensch eine Ratte in einer Stadt. In Gladbeck wären das 77 467
- In den kilometerlangen Abwasserkanälen unter der Stadt können die Nager sich frei bewegen
- Zweimal pro Jahr legen Schädlingsbekämpfer Giftköder aus, um die Population unter Kontrolle zu halten
Wenige Tiere erschrecken die Menschen so sehr wie Ratten. Auch in Gladbeck wenden sich immer wieder Menschen an die Stadtverwaltung, weil sie einen oder mehrere der grauen Nager gesehen haben. Zweimal im Jahr rücken deshalb Schädlingsbekämpfer aus, um möglichst vielen Tieren den Garaus zu machen.
„Die Köder werden in den Kanälen ausgelegt und alle 14 Tage kontrolliert“, sagt Tim Deffte vom städtischen Presseamt. In den Rohren unter der Stadt finden die Tiere Zuflucht. „Die Kanäle sind die Rattenautobahn“, sagt Bernhard Schregel, Fachbereichsleiter Grün beim Zentralen Betriebshof. Dort unten könnten sich die Tiere frei bewegen – und als Allesfresser finden sie auch dort noch Nahrung, wo Menschen niemals freiwillig hingehen würden.
Faustregel: Eine Ratte pro Einwohner
Auf etwa 230 Kilometern schlängelt sich das Gladbecker Kanalnetz laut städtischem Ingenieursamt durchs Stadtgebiet. Wie viele Nager dort genau unterwegs sind, ist nicht bekannt. Unter Experten gilt jedoch die Faustregel: Eine Ratte pro Einwohner. In Großstädten wie Berlin oder Hamburg rechnen sie sogar mit zwei Tieren pro Mensch.
Tim Defftes Einschätzung nach hat Gladbeck kein ernsthaftes Problem, „im Vergleich zu größeren Städten ist das hier kein Thema.“ Und doch wendet sich die Verwaltung mit einer Kampagne vor allem an die Kinder der Stadt, denn „was die Population von Ratten verstärkt, ist der Mensch.“
Ratten vermehren sich, wo sie Futter finden
Müll locke die Tiere an, besonders solcher, der für sie Essbares enthält. „Die Ratten vermehren sich da, wo es Futter gibt“, sagt Deffte. Das gilt für Bereiche, wo Menschen achtlos Essen fallen lassen, aber auch für große Müllplätze, an denen auch mal eine Tüte neben der Tonne abgestellt wird.
Aber auch, wer übriges Essen in der Toilette herunterspült, tut den Ratten einen Gefallen, denn die finden im Abwasserkanal die Speisereste und feiern dann Festmahl. „Lebensmittel haben in der Toilette nichts verloren“, sagt Deffte. Das Ingenieuramt arbeite gerade an einem Flugblatt zum Thema.
Kinder sollen lernen, wie sie Lebensmittel entsorgen
Besonders an Schulen sollen Kinder lernen: „Essen kommt in die normale Mülltonne, und die muss gut verschlossen sein.“ Dieses Wissen sollen sie natürlich auch mit nach Hause nehmen und weitertragen. Denn nicht nur die Ratten mögen Futter aus dem Müll, sondern auch andere Schädlinge oder Räuber.
Mit den regelmäßigen Vergiftungsaktionen können die Ratten nicht ausgerottet werden. Vielmehr dienen diese Giftköder dazu, die Population möglichst klein zu halten. Auf privaten Grundstücken ist der Eigentümer für die Bekämpfung von Ratten und anderen unerwünschten Tieren zuständig.
„Ratten sind immer nur da, wo Fressangebote sind“, betont Bernhard Schregel. Und das sollten Gartenfreunde bedenken: auch auf den Kompost gehören keine Essensreste.