Bottrop. . Best und Stadt müssen immer mehr fallen gelassenen Abfall aufsammeln. Es gibt einen Fachausdruck für diese Phänomen. Mülleimer helfen nur bedingt
- Alltägliche Rücksichtslosigkeiten und Bequemlichkeiten summieren sich bei der Müllentsorgung
- Gleichzeitig hat der Reinigungsturnus an einigen Stellen abgenommen, weil gespart werden muss
- Auch andere Städte sehen sich laut Best-Chef mit diesem Problem konfrontiert
Die Kippe wird achtlos weggeworfen, die leere Getränkeverpackung fliegt gedankenlos ins Gebüsch, die Pommesschale hinterher. Wird er gemäht, sieht mancher Grünstreifen inzwischen aus wie eine Deponie – denn dann wird erst richtig deutlich, wieviel Abfall im hohen Bewuchs entsorgt wurde.
Für dieses Benehmen gibt es inzwischen sogar einen Fachbegriff. Die Recyclingbranche spricht von „Littering“, übersetzt heißt es schlicht Vermüllung. Und damit ist eben nicht die große wilde Kippe gemeint, sondern die kleinen alltäglichen Rücksichtslosigkeiten und Bequemlichkeiten, die sich summieren.
Best-Chef spricht von „Riesenproblem“ für alle Städte
Die Folge davon: Mitarbeiter des Grünflächenamtes oder auch der Best müssen mehr und mehr Müll aufklauben, der achtlos weggeworfen wird. „Allein in der Innenstadt sind wir immer damit beschäftigt, Müll aufzusammeln, obwohl dort ja wirklich viele Mülleimer hängen“, sagt Best-Geschäftsführer Uwe Wolters. Er spricht von einem „Riesenproblem“, das immer mehr Städte betrifft.
Ähnlich sieht es Stadtsprecher Andreas Pläsken. Der städtische Fachbereich Umwelt und Grün ist unter anderem zuständig für die Parks. Auch dessen Mitarbeiter hätten immer mehr damit zu tun, Müll aufzuklauben.
Anstieg lässt sich nicht in Prozent beziffern
Zwar lasse es sich nicht in Prozent ausdrücken, doch es werde mehr, so Pläsken. Nicht einmal Mülleimer, wie sie im Stadtgarten stehen, verhinderten die Vermüllung. Das sagt auch Uwe Wolters und verweist auf Untersuchungen, wonach dort, wo Mülleimer stehen, noch mehr Müll landet. Manchmal brächten Menschen gar ihren Müll von zu Hause mit, um ihn dann vermeintlich günstig im öffentlichen Mülleimer zu entsorgen.
Zuletzt hatten sich Bürger über Müll entlang dem Kirchschemmsbach geärgert. Dort gibt es keine Mülleimer, was zu einer Debatte auf der Facebook-Seite der Lokalredaktion führte. Während viele Leser an die Selbstdisziplin appellierten, den Müll doch zu Hause zu entsorgen, gab es auch die Frage, was die Stadt denn erwarte, wenn doch keine Mülleimer da sind.
Essensreste locken Ungeziefer an
„Manchen Menschen fehlt offensichtlich das Bewusstsein, dass es problematisch sein könnte, seinen Müll einfach so fallen zu lassen“, verweist Pläsken auf gefährliche Glasscherben oder Essensresten, die dann Ratten und anderes Ungeziefer anlocken. Er will bei einigen Menschen „einen gewissen Gleichmut“ ausgemacht haben.
Allerdings gehört zu der Debatte auch der Punkt, dass Spar- und Kürzungsrunden dafür gesorgt haben, dass weniger Personal zur Verfügung steht und der Reinigungsturnus sich dadurch verlängert. Der Stadtgarten, so Pläsken, werde wöchentlich gereinigt, andere Orte einmal im Quartal, so Pläsken. Die Best hat die Stadt in fünf Bezirke eingeteilt, in der Innenstadt sind die Mitarbeiter täglich unterwegs. „Die Mitarbeiter kennen die Brennpunkte in den Bezirken, fahren sie im Zweifel häufiger an“, so Wolters.
Kein Patentrezept parat
Ein Patentrezept, wie es besser wird, haben weder Wolters noch Pläsken. Der Best-Geschäftsführer empfiehlt in der Frage der Mülleimer einen Mittelweg. In der Innenstadt, wo viele Menschen unterwegs sind und wo sie schnell zu leeren sind, sollten mehr hängen, in den Außenbezirken nicht so viele.