Gladbeck. . Unfallzahlen bestätigen hohes Gefährdungspotential für Autofahrer. Nach tödlichem Unfall im März erhöhen Stadt, Bürgerforum, Politik den Druck.
- Nach einem tödlichen Unfall im März 2017 wurden Stadt, Politik und Bürgerforum aktiv
- Unfallzahlen bestätigen hohes Gefährdungspotential für Autofahrer
- Nach einem Jahr tagte erstmals wieder die Verkehrsunfallkommission und beschloss erste Maßnahmen zur Verbesserung
9. März 2017: Ein Mann, 71 Jahre alt, stirbt bei einem Unfall auf der B 224. Er hatte, vermutet die Polizei, das Stauende vor der Ampel Goethe/Steinstraße übersehen, war auf einen Wagen aufgefahren und in den Gegenverkehr geschleudert worden. Dieser tragische Unfall hat, so traurig das ist, offenbar Bewegung in die seit Jahren immer wieder erhobene Forderung nach mehr Verkehrssicherheit für Autofahrer, aber auch für Fußgänger und Radfahrer auf der viel befahrenen Bundesstraße mitten im Stadtgebiet gebracht.
Oder, könnte man sagen, die Stadtverwaltung, das Bürgerforum Gladbeck, Rats- und Bundespolitiker haben den Druck auf den Landesbetrieb Straßen.NRW danach so erhöht, dass endlich Besserung in Aussicht ist.
Kommission hat erste Maßnahmen beschlossen
Denn erstmals seit einem Jahr tagte die Verkehrsunfallkommission wieder (28. Juni). Diesem Gremium gehören Vertreter von Kommune, Kreis, Bezirksregierung, Landesbetrieb und Polizei an. Mehrere Maßnahmen wurden beschlossen, beziehungsweise besprochen. Konkret: Es soll eine blinkende Stauwarnanlage vor der Ampelanlage Goethe/Steinstraße installiert werden. Darauf hatte die Stadt Gladbeck, die direkt nach dem Unfall bereits eine Temporeduzierung auf 70 km/h am Übergang von der A 52 zur B 224 veranlasst hatte, gedrungen. Straßen.NRW wollte zunächst nur ein Banner an der Ringeldorfer Straße genehmigen.
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Ebenso sollen die Ampelanlagen weiter optimiert und die Auffahrt zur A 2 Richtung Oberhausen verlängert werden. Und es wird immerhin geprüft, ob die aufgemalten Trennmarkierungen durch wirksame Überfahrsperren ersetzt werden könnten, um die Gefahr, in den Gegenverkehr zu geraten, zu reduzieren.
Staatssekretärin: Tödlicher Unfall hätte möglicherweise verhindert werden können
Zu diesem Punkt gibt es auch Druck von „oben“, vom Bundesverkehrsministerium. Staatssekretärin Dorothee Bär (CSU) hatte auf eine Anfrage des CDU-MdB Sven Volmering u. a. geantwortet: „Der Unfall hätte möglicherweise verhindert werden können, wenn statt der markierten Mitteltrennung ein baulich angelegter Überfahrschutz vorhanden gewesen wäre.“ Sie sieht zudem ein „deutliches Gefährdungspotential“ auf dem B 224-Stück.
Dringenden Handlungsbedarf sieht auch das Bürgerforum Gladbeck. Die Initiative hatte nach dem Unfall im März bei den Polizeipräsidien Recklinghausen und Münster eine Übersicht über die Unfallzahlen für das 2,8 Kilometer lange B 224-Teilstück von der Shell-Tankstelle am A 52-Übergang bis zur Phönixstraße erbeten. „Die hohe Zahl überrascht“, konstatiert der Vorsitzende Dr. Norbert Marißen. Von 2012 bis 2016 gab es knapp 300 Unfälle mit Sachschäden, 49 Unfälle mit Verletzten, davon 13 mit Schwerverletzten und einen tödlichen Unfall.
Bürgerforum schriebt Politiker an und die Unfallkommission
Dass die hohe Gefährdung von Verkehrsteilnehmern auf der B 224 jetzt auch außerhalb Gladbecks wahr genommen wird, dürfte u. a. mit einer Initiative des Bürgerforums Gladbeck zusammenhängen. Sie hatten vor der Landtagswahl Politiker aller Parteien angeschrieben und mit den erfragten Unfallzahlen konfrontiert.
SPD-MdL Michael Hübner hatte in seiner Antwort auf die beantragte Stauwarnanlage hingewiesen. Die FDP brachte das Thema im RVR-Planungsausschuss vor, und CDU-Landtagskandidat Dr. Martin Lange informierte den Bundestagsabgeordneten Sven Volmering, der daraufhin die Anfrage ans Verkehrsministerium schickte.
Und die Äußerungen der Parlamentarischen Staatssekretärin im Verkehrsministerium Dorothee Bär (CSU) in ihrer Antwort sind aufschlussreich. Sie beschreibt die B 224 als eine stauanfällige und unfallträchtige Strecke, bei der trotz aller straßenverkehrsrechtlichen, baulichen und steuerungstechnischen Optimierung die Kapazitätsgrenzen deutlich überschritten seien.
Eine hohe Verkehrsbelastung mit täglich 42000 Kfz
Angesichts der Unfälle auf der Strecke bestehe zudem „ein deutliches Gefährdungsmerkmal“, so die Staatssekretärin, die als Ursache die hohe Verkehrsbelastung von bis zu „42 000 Kfz täglich und der daraus resultierenden Leistungsfähigkeitsdefizite und häufigen Staulagen“ sieht.
Dazu hatte das Bürgerforum im Juni auch ein Schreiben an die überörtliche Unfallkommission im Kreis geschickt und auf eine Sitzung des Gremiums gedrängt. „Angesichts der hohen Unfallzahlen sollten unverzüglich Maßnahmen zur Senkung der Unfallhäufigkeit eingeleitet werden“, bezieht sich das Forum auf Sicherheitsauditoren, die überrascht seien von der bisherigen Untätigkeit.
Die nun von der Kommission angestoßenen Maßnahmen sind nach Meinung des Forums allerdings nicht ausreichend. Nach wie vor wird eine Tempobegrenzung auf 50 km/h auf der B 224 gefordert, ebenso eine Beleuchtung der Fußgängerüberwege, die ja leicht zu installieren wäre.