Gladbeck. . Moscheegemeinden luden zum Abschluss des Fastenmonats mit der Stadt zum Fest vor dem Rathaus. Bürgermeister: Rathausplatz ist ein Ort für alle.
- Zum vierten Mal luden vier Moscheegemeinden und die Stadt zum Ramazanfest vor dem Rathaus
- Bürgermeister Ulrich Roland betont, dass der Rathausplatz ein Ort für alle in der Stadt sei
- In Reden und Ansprachen loben die Imame und Moscheevereinsvorsitzenden die Stärkung der Gemeinschaft
Samstagvormittag vor dem Rathaus: Auf den Stufen und dem Platz davor haben sich festlich gekleidete Hochzeitsgäste versammelt. Sie warten auf die Brautpaare, die sich an diesem Morgen im Standesamt das Ja-Wort geben und als frisch vermählte Ehepaare aus der Tür treten. Kurz zuvor sind schick gekleidete Abiturienten des Ratsgymnasiums über den Platz geeilt zu ihrer Abschlussfeier. Sie werfen nur einen kurzen Blick auf die Bühne und die Essensstände am Rand des Willy-Brandt-Platzes.
Hier wird, mittendrin im Stadtleben, zum vierten Mal das Ramazanfest gefeiert.Vier Moscheegemeinden (Ditib, Milli Görüs, IGB/VIKZ, der Islamische Kulturverein) und die Stadt Gladbeck haben zum Ende des muslimischen Fastenmonats auf den Rathausplatz geladen.
Knapp 100 Menschen sind gekommen, der Regen hält wohl viele ab
Knapp 100 Menschen sind gekommen, bei schönerem Wetter wären es wohl mehr gewesen. Viele Frauen und Mädchen tragen lange Mäntel und Kopftuch, die Männer Anzüge. Aber auch Nicht-Muslime sitzen auf den Bänken unter den Pavillons. Einige sind eher zufällig da, so wie das Paar, das eigentlich zum Fahrradaktionstag wollte. Der ist aber erst nächste Woche Samstag. Sie bleiben eine Weile, hören zu, wie die Kindergruppe der Porte-Saz-Schule die Europahymne spielt, verfolgen die Ansprachen der Imame und Moscheevereins-Vorsitzenden. Vom Fest der Liebe und der Stärkung des Gemeinschaftsgefühls spricht Imam Ziya Maden von Ditib. Was der Imam von Milli Görüs sagt, verstehen nur die, die Türkisch verstehen.
Schüler Fatih Özdemir rezitiert Verse aus dem Koran
Bei der Rezitation der Koranverse von Fatih Özdemir (18) kommt es weniger aufs Verstehen als auf den kunstvollen Gesang an. Der Gymnasiast, Mitglied von IGB, gibt im Anschluss Erklärungen dazu.
Fatihs Gesang hat weitere Passanten dazu gebracht, stehen zu bleiben. So soll es sein, sagt Bürgermeister Ulrich Roland. „Das Ramazanfest der Muslime soll offen wahrnehmbar sein, nicht im Verborgenen stattfinden.“ Gerade dieser zentrale Platz in der Stadt, wo vor einer Woche die Eucharistische Ehrengarde einen Gottesdienst feierte, jedes Jahr am 1. Mai Katholiken, Protestanten und Muslime zum ökumenischen Gebet laden, sei „der Ort für alle“, sagt Roland. Er spielt mit dieser Bemerkung auf die kontroversen Diskussionen an, die es zum 1. Ramazanfest vor vier Jahren gab, und die, wenn auch verhaltener, das Fest jedes Jahr erneut begleiten.
Bürgermeister appelliert, das Gemeinsame zu suchen, nicht das Trennende
Bei aller Verschiedenheit der Religionsgemeinschaften, so Roland, teilten doch alle gemeinsame Werte. „In Zeiten, in denen das Miteinander nicht leichter geworden ist, ist es umso wichtiger, das Verbindende zu sehen und dafür einzutreten“, appelliert der Bürgermeister, das Gemeinsame, nicht das Trennende zu suchen. Für Mohamed Aouragh, Vorsitzender des Islamischen Kulturvereins, ist das Ramazanfest dafür die beste Möglichkeit. „Ich freue mich so sehr, mit euch hier zu feiern. Dass das Jahr für Jahr möglich ist! So soll es auf immer und ewig sein“, ruft er den Gästen zu. Die stimmen angesichts der herzlichen Worte mit spontanem Beifall zu.
Währenddessen ist die letzte Hochzeitsgesellschaft in die Autos gestiegen und davongefahren. Und am Blutspendemobil des DRK, anlässlich des Fests ebenfalls vor Ort, haben sich einige Neuspender in die Liste eintragen lassen. Auf dem Platz und dem Fest sind die Muslime zwar mittendrin, bleiben aber weitestgehend unter sich.