Gladbeck. . Das Hochhaus in Gladbeck hat keinen guten Ruf. Doch das soll sich jetzt ändern. 300 Menschen wohnen dort aktuell. Vor allem Flüchtlinge.

In die Schlagzeilen ist das Hochhaus an der Steinstraße 72 schon öfter gekommen. Brände und Polizeieinsätze haben das Gebäude in Butendorf stadtbekannt gemacht. Doch das soll alles der Vergangenheit angehören, hofft Hausmeister Norbert Weller (55).

Mit ehrenamtlichen Helfern und unterstützt durch eine Finanzspritze der Eigentümer, hat er dafür gesorgt, dass im südlichen Vorgartenbereich eine Spiel- und Aufenthaltslandschaft entstanden ist. Das war auch nötig, denn der alte Zustand des Spielbereichs war schlichtweg miserabel, ja ruinenhaft.

"Noch vor einem Jahr wohnten hier gerade mal 100 Menschen"

120 Wohnungen, die Zugänge sind über Laubengänge erreichbar, befinden sich in dem 1972 im rechten Winkel erbauten Hochhaus. Weller ist Hausmeister und Eigentümer von 14 Wohnungen, die er vermietet. An der Steinstraße ist er seit 15 Jahren im Geschäft. Es sind Jahre, in denen sich das Haus verändert hat, findet Weller. „Noch vor einem Jahr wohnten hier gerade mal 100 Menschen. Das ist jetzt anders. Mit 300 Leuten ist das Haus rappelvoll.“

Vor allem Flüchtlinge aus aller Herren Länder wohnen nun hier. Das Sprachengewirr ist vielfältig, deutsch eher gar nicht präsent. Weller, der bei anfallenden Kleinigkeiten wie Reparaturen gerne hilft und auch Ansprechpartner ist, scheint mit der neuen Mieterstruktur zufrieden zu sein.

"Vor fünf Jahren wollte hier keiner hin"

„Hier waren früher viele merkwürdige Leute, aber die sind glücklicherweise weg, sitzen teilweise im Knast.“ Auch das Interesse an Wohnungen – zum Mieten oder Kaufen – sei gestiegen. „Vor fünf Jahren wollte hier keiner hin, jetzt reißen sie sich drum.“ Fast tägliche habe er Mietanfragen, sogar die Preise der Wohnungen seien gestiegen.

Er glaubt an eine Zukunft für das Haus. „Früher war ja viel Theater hier, doch jetzt ist es ruhiger geworden.“ Auch die Streitigkeiten habe man unter Kontrolle. Dass die Menschen aus ihren Heimatländern manche Eigenheiten mitbringen, nun ja, daran arbeite man. Ärgerlich stimmt ihn beispielsweise das Ausspucken von Körnerschalen. Und der Sperrmüllhaufen? „Der kommt morgen weg.“ Und die überquellenden Mülltonnen? „Wir werden weitere anschaffen, es wohnen ja mehr Menschen als früher hier.“

Neuer Lieblingsplatz

Die rund 70 Kinder jedenfalls haben einen neuen Lieblingsplatz. Auf einer Fläche von 20 mal 20 Metern stehen nun Sandkasten, Rutsche, Klettergerüst, Wippe und fünf Ruhebänke. Mieter Matthias Breuer (41) packt mit an. Er kennt sich aus mit Schutzanstrichen und ölt sorgfältig die Holzplanken ein, damit später keine Risse entstehen. Mit einer Hand zeigt er aufs Hochhaus, das „von außen einen schlechten Ruf hat“. Aber: „Die meisten Menschen drin sind nett und ehrlich.“ Und: „Erst wollte ich nicht einziehen, jetzt möchte ich nicht mehr ausziehen.“