Gladbeck/Essen. Prozess vorm Essener Schwurgericht. Der Angeklagte Sascha D. (37) hat schon angekündigt schweigen zu wollen. Bei Taten war reichlich Alkohol im Spiel.
Eine schwierige Beweisaufnahme steht dem Essener Schwurgericht bevor. Dort muss sich seit Mittwoch ein 37-Jähriger aus Gladbeck verantworten, der in Butendorf zunächst seinen 62 Jahre alten Nachbarn getötet und dann eine 47-jährige Nachbarin vergewaltigt haben soll. Indizien müssen geprüft werden. Der Angeklagte selbst kündigte an, im Prozess zu schweigen.
Staatsanwalt Joachim Lichtinghagen, der die Anklage vertritt, hatte den Anlass zur Tat schon kurz danach treffend beschrieben: „Alkohol in erheblicher Menge.“ Das Hochhaus Steinstraße 72 gilt als sozialer Brennpunkt, häufig soll es dort zu Polizeieinsätzen kommen.
Der Angeklagte ist kein unbeschriebenes Blatt
Sascha D. war einer, der dort ein und aus ging. Für die Justiz ist der 37-Jährige kein unbeschriebenes Blatt. Viele Vorstrafen hat er, saß auch schon im Gefängnis. Am 26. Januar war er wieder einmal in dem Hochhaus an der Steinstraße aufgetaucht. Mit dem späteren Todesopfer und dem mutmaßlichen Vergewaltigungsopfer trank er reichlich Alkohol.
Später sollen die drei in der Wohnung der Frau erneut aufeinandergetroffen sein. Sascha D. soll gezielt auf den 62-Jährigen eingeschlagen haben, mehrfach soll die Faust das Gesicht des Älteren getroffen haben. Der Kopf des Mannes traf laut Anklage eine Marmorplatte. Der Mann sei am Boden liegen geblieben und vom Angeklagten mehrfach getreten worden sein. Rippe und Brustbein brachen, er verblutete innerlich.
Bei dieser Tat soll es nicht geblieben sein. In der Anklage heißt es weiter, dass er sich danach der Mitzecherin zuwandte. Er hätte auch sie geschlagen und schließlich ins Schlafzimmer gezwungen, wo er sie vergewaltigte.
Das mutmaßliche Opfer der Vergewaltigung bleibt in seiner Aussage vor Gericht bei der Beschuldigung des Angeklagten. Die Kammer hat aber eine Glaubwürdigkeitsgutachterin beauftragt, weil die 47-Jährige nicht ganz einfach aussagt. So redet sie von RAF-Terroristen, die sie in Gladbeck verfolgen würden.
Prellungen und Blutergüsse
Eine Medizinerin spricht im Prozess von Prellungen und Blutergüssen an Händen und Armen der Frau. Sie können durchaus zu einem gewaltsamen Sex in der Wohnung passen.
Sascha D. will sich nicht äußern. Nichts sagen zu dem, was in der Nacht zum 27. Januar in der Steinstraße 72 passierte. Im Januar soll er weniger schweigsam gewesen sein. Da soll er am Morgen nach der Tat bei der Polizei erschienen sein. Er hätte nichts mit dem Tod des 62-Jährigen zu tun. Der sei zusammengebrochen und auf den Marmorstein geprallt. Und mit der Frau hätte er schon häufiger Sex gehabt. Das hatte sie allerdings bestritten