Gladbeck. Der Journalist lädt dazu ein, im Internet das Positive, das Erfreuliche, das Gute an der Situation darzustellen. Auseinandersetzung mit Hirn und Herz.

„Wer Gladbeck kennt, erkennt die roten Häuser: Die Straße An der Boy in Ellinghorst, gleich hinter der Brücke der A2, hat einen einschlägigen Ruf. Keinen besonders guten. Hier wohnen die, die keine Bleibe mehr haben. Die Gescheiterten, die durchs Sieb Gefallenen.

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Und Neuankömmlinge, angeschwemmt von den Kriegen und Krisen dieser Zeit. Willkommen im Flüchtlingsblock.“ Das schreibt Andreas Schlebach, einer der Helfer im Flüchtlingsarbeitskreis der ev. Kirchengemeinde Mitte. Und weil ihn die Situation von Flüchtlingen umtreibt, will er künftig berichten: fluechtlingsblock.de – Der Blog für Flüchtlinge in Gladbeck.

"Das Thema wird sehr emotionsgeladen diskutiert"

Der Gladbecker sagt: „An Vorurteilen mangelt es nicht. Auch in Gladbeck nicht. Das Thema Flüchtlinge ist derzeit sehr aktuell und wird kontrovers und sehr emotionsgeladen diskutiert. Oft ist von Flüchtlingskrise oder vom Flüchtlingsproblem die Rede. So als ob das alles ganz schrecklich ist, also Angst machen müsste.“

Aber Angst sei selten ein guter Ratgeber, meint der 57-Jährige und regt deshalb „eine sachliche Auseinandersetzung mit Hirn und Herz“ an. Zuhören ist für ihn das Gebot der Stunde, Hinsehen auch. Wer die Augen öffne, dem biete sich ein überraschend anderes Bild: „Ich habe anderes erlebt, nämlich viel Vergnügen, viel Spaß, sicher auch viel Arbeit. Dies möchte ich in fluechtlingsblock.de abbilden: das Positive, das Erfreuliche, das Gute an der Sache.“ Dass er dafür den journalistischen Pfad der Objektivität verlässt, nimmt Schlebach bewusst in Kauf – „mit einer Parteinahme für diejenigen, die sich kaum wehren können. Für die soll diese Plattform sein.“

"Hinter Vorschriften und Regularien lässt es sich gut verstecken"

Der „Flüchtlingspolitik“ mangele es häufig an Empathie, findet Schlebach. „Hinter Vorschriften und Regularien, lässt es sich gut verstecken. Flüchtlingshilfe versucht, den Menschen hinter dem Aktenzeichen zu sehen und ihm eine helfende Hand zu reichen, wann und wo immer sie gebraucht wird. fluechtlingsblock.de versteht sich insofern als Plattform der Hingehenden, der Nicht-Gleichgültigen, der Anpackenden.“

Geschichten und Anekdoten, Hintergründiges und Erklärendes schreibt Schlebach ebenso wie Stellungnahmen und Kommentare. Videos und Audios gibt es auch. „Leser können und sollen gern ihre Meinung kundtun“, lädt der frühere REL-Redakteur, der heute als freier Nachrichtenredakteur beim WDR arbeitet, zum Mitmachen ein. „Wer sich nicht nur für das Thema, sondern vor allem für die Menschen hinter den Schlagzeilen interessiert, findet bei uns gebündelte Infos zum Schmunzeln, zum Nachdenken und zu persönlichem Engagement“, so Schlebach, der mit dem für Gladbeck neuen Lesestoff insbesondere jüngere Leute ansprechen will.