Gladbeck. Bis Ende 2015 könnten weitere 300 Flüchtlinge kommen. Für die Nutzung als Unterkunft müsste die Hermannschule aufwändig umgebaut werden.

„Knapp 500 Flüchtlinge sind derzeit in Gladbeck untergebracht, und bis zum Jahresende könnten es weitere 300 werden“, sagt Rainer Weichelt. Um dafür gewappnet zu sein, prüft der Sozialdezernent derzeit verschiedene Möglichkeiten einer Sammelunterkunft, die als Ersatz für die nach dem Brand Ende 2014 geschlossene Containerlösung An der Boy dienen könnte – auch die Hermannschule im Zweckel ist dabei noch im Blick.

Quartiere für Schutzsuchende

Bislang gelinge es indes gut, im Stadtgebiet Quartiere für die schutzsuchenden Menschen zu finden. Der Großteil, 65 Prozent, sei dezentral in angemieteten Wohnungen und 35 Prozent in den zentralen Notunterkünften der Stadt an der Winkelstraße und An der Boy untergekommen. Kapazitäten, die sich erschöpfen könnten, sollte die stetige Welle der Flüchtlinge, die nach Europa drängen, einen größeren Schub erhalten.

Flüchtlingszahlen steigen

Ende Juni drohte in der zentralen Erstaufnahmestelle in Dortmund-Hacheney ein vorübergehender Aufnahmestopp, da mehr als 800 Flüchtlinge in der Einrichtung strandeten, die maximal für 350 Menschen ausgelegt ist.

Im ersten Halbjahr kamen bereits mehr als 43 000 Flüchtlinge nach NRW, doppelt so viele wie im Vergleich zum Vorjahr.

Aus seiner Sicht sei die leergezogene Hermannschule aber baulich nicht so gut als Sammelunterkunft geeignet, da die Schaffung von Wohnraum dort einen erheblichen Kostenaufwand bedeute, „auch Duschen fehlen“, sagt Weichelt. Endgültig vom Tisch ist jedenfalls die leerstehende Gaststätte Ellinghorster Hof im Stadtwesten, die im Obergeschoss bereits über Gästezimmer verfügt hätte. Der angedachte mögliche Umbau zur Flüchtlingsunterkunft inklusive Sanierung wäre vom nötigen Aufwand letztlich zu hoch gewesen.

„Die Verwaltung sieht sich aber weiter auf dem privaten Markt um, da die Stadt selbst keine leerstehenden Immobilien hat, die kurzfristig zur Verfügung stehen könnten“, so Weichelt. Auch die Willy-Brandt-Schule, die als Teilstandort der Roßheideschule aufgegeben wird, sei keine Option, „da sie bis Ende 2018 als Ausweichquartier während des Umbaus der Jordan-Mai-Schule benötigt wird“. Und auch danach stehe die Schule nicht als Unterkunft zur Verfügung, „wir haben dort andere Pläne“.

Dezentrale Unterbringung bevorzugt

„Eine Containerlösung, wie sie andere Städte als Flüchtlingsquartier nutzen, wäre eine weitere Möglichkeit“, sagt Weichelt. Obgleich man weiter die Strategie einer dezentralen Unterbringung bevorzuge. „Damit machen wir zurzeit gute Erfahrungen, und wir verfügen über weitere faire Angebote von Privatleuten, die bereit sind, Flüchtlinge als Mieter aufzunehmen.“ Hierzu müsse man die Stadtgesellschaft loben, „die das Flüchtlingsthema an vielen Stellen solidarisch mitträgt und sich auch mit Spenden oder aktiver Hilfe einbringt“.

Eine weitere Zentralunterkunft sei somit noch nicht akut erforderlich, so das Resümee des Sozialdezernenten. Sie sei aber sicher ein Thema, „das in den zuständigen politischen Gremien noch im laufenden Jahr thematisiert wird“.