Essen/Bottrop/Gelsenkirchen. . Ein Gelsenkirchener hat vier Banken in Essen und Bottrop mit einer Spielzeugpistole überfallen. Wie ein Bankräuber wirkt er vor Gericht nicht.
Bei seinen Opfern entschuldigt er sich. Doch die Mitarbeiterin der Sparkasse Essen weist das zurück. Zweimal war sie von ihm mit der Pistole bedroht werden. „Ich akzeptiere das nicht“, kommentiert sie am Dienstag vor dem Landgericht Essen seine Entschuldigung.
Eigentlich wirkt der Gelsenkirchener Michael B. sympathisch. Wären da nicht die vier bewaffneten Überfälle, die Staatsanwalt Thomas Holz dem 54-Jährigen vorwirft. Zwischen dem 22. Januar und dem 25. Februar baute er sich viermal vor dem Kassenschalter einer Sparkassenfiliale auf, bedrohte die Kassierer mit einer Spielzeugpistole, die einer scharfen Schusswaffe erschreckend ähnlich sah. Rund 16 000 Euro erbeutete er.
Ein Hinweis kommt aus der Verwandtschaft
Die Serie begann in Bottrop-Kirchhellen, wo er 5000 Euro bekam. Einen Monat ließ er sich Zeit bis zum nächsten Überfall in Essen-Karnap am 20. Februar. Fünf Tage später tauchte er in einer anderen Bottroper Sparkasse auf. Ohne Beute ging er, weil die Mitarbeiter ihm glaubhaft versicherten, es dauere etwas, bis sie an des Geld kämen.
Knapp 20 Minuten später ist er wieder in der Karnaper Zweigstelle. Erneut zeigt er seine Pistole und bekommt 2825 Euro.
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Die Ermittler sind sich da schon sicher, dass es nur ein einziger Täter sein kann, der für die Überfälle in Karnap und Bottrop verantwortlich ist. Fotos von den Überwachungskameras werden veröffentlicht. Schnell kommt ein Hinweis aus seiner Verwandtschaft: Michael B. muss der Täter sein.
Als die Polizei ihn am 3. März festnimmt, mauert er nicht, sondern legt ein volles Geständnis ab. Dazu gehört auch der erste Fall, den die Polizei ihm gar nicht zugeordnet hatte. „Kirchhellen hatten wir gar nicht auf dem Plan“, sagt am Dienstag einer der Fahnder. „Ich war irgendwie froh, als es vorbei war“, sagt der Biedermann auf der Anklagebank.
Täter will Opfern die Angst nehmen
Finanzielle Not, Sorge um seine Familie gibt er als Motiv an. Wegen zweier Bandscheibenvorfälle hätte er den Job verloren. Für die Miete fehlte ihm das Geld, die Zwangsräumung drohte. All das hätte er der Familie verschwiegen und die Überfälle als letzten Ausweg gesehen. Mit dem Geld will er seine Schulden und die Miete bezahlt haben.
Er versucht, den Opfern die Angst zu nehmen: „Ich kann Ihnen sagen, dass von mir keine Gefahr ausgegangen wäre.“ Das mag angesichts der Spielzeugpistole auch stimmen. Andererseits ist da auch die Vergangenheit des Angeklagten, der ein Vorstrafenregister mit 17 Einträgen aufweist. Eher kleinere Taten sind darunter, aber 1989 auch eine große. Da verurteilte ihn das Landgericht Bochum zu neun Jahren Gefängnis wegen einer Serie von Überfällen auf Tankstellen und Spielhallen.