Gladbeck. . Wer hätte das gedacht. Im Kreis Recklinghausen gibt es 383 Alleen. Gladbeck ist mit 98 baumgesäumten Straßen der Spitzenreiter unter den zehn Städten.

383 Alleen gibt es im Kreis Recklinghausen. So viele hat kein anderer Kreis und keine Stadt in Westfalen. Und das Beste: Das grüne Gladbeck belegt mit 98 Alleen auf einer Gesamtlänge von 45654 Metern unter den zehn kreisangehörigen Städten den Spitzenplatz.

Das berichtet die Geographische Westfalen-Kommission des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Bernhard Schregel, der zuständige Mann beim Zentralen Betriebshof, kann noch einen draufsetzen: „Nach Angaben des Westfälischen Heimatbundes Münster liegt Gladbeck bei der Alleendichte, also gemessen an den Straßenkilometern, in ganz Westfalen-Lippe vorn.“

"Damals sind in Gladbeck jedes Jahr 600 Bäume neu gepflanzt worden"

Die ersten Alleen im Stadtgebiet wurden schon vor gut 100 Jahren angelegt. Die Konrad-Adenauer-Allee und die Hegestraße sind Beispiele dafür, was an den riesigen Bäumen unschwer zu erkennen ist. In den 80er und 90er Jahren gab es noch einmal einen mächtigen Schub. „Damals sind in Gladbeck jedes Jahr rund 600 Bäume neu gepflanzt worden“, weiß Schregel. Heute wachsen weit mehr als 11000 Straßenbäume im Stadtgebiet.

Von gut 100 verschiedenen Sorten nehmen Linden mit 3492 Exemplaren den Spitzenplatz ein, gefolgt von Ahorn (1958) und Platanen (1532). „Platanen sind als Stadtbäume nach wie vor gut geeignet“, sagt Schregel. Allerdings pflanze man heute schmalere Sorten als früher. Das gelte auch für andere Baumsorten.

Alleen im Kreis zusammen 251 km lang

Die Alleen im Kreis Recklinghausen haben eine Gesamtlänge von 251 km.

Hinter Gladbeck liegt Recklinghausen mit 73 Alleen auf Platz 2. Es folgen Marl mit 61, Haltern mit 52, Dorsten mit 36, Herten mit 25, Oer-Erkenschwick mit 17, Datteln mit 15, Castrop-Rauxel mit 13 und Waltrop mit sieben.

Das Ruhrgebiet also und nicht das Münsterland ist Land der Alleen. Das klingt überraschend, werden doch mit dem Revier eher Begriffe wie Ballungszentrum, Industriestandort und Bergbauregion verbunden. LWL-Mitarbeiter Peter Wittkampf erklärt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Industrie- und Alleenstandort gibt: „Im Ruhrgebiet wurden in den 60er Jahren viele Alleen angelegt. Zum einen konnte man sich das damals wirtschaftlich erlauben, zum anderen sollten die Bäume einen Beitrag zur Filterung der industriell belasteten Luft leisten.“

Die meisten Alleen gibt es in den Städten

Und ein weiterer Grund: „Im Münsterland gab es viele Alleen im Landstraßenbereich. Dort wurden nach dem Zweiten Weltkrieg viele Bäume aus Not illegal abgeholzt – aus privater Brennstoff. Das war im Ruhrgebiet viel seltener, weil die Alleen meist in den Städten stehen – und ein Abholzen in dicht besiedelten Gebieten zu auffällig war.“

Als Allee gilt eine Straße oder ein Weg, der auf beiden Seiten mindestens 100 Meter lang von Bäumen begrenzt wird – wobei die Bäume untereinander etwa den gleichen Abstand aufweisen, in der Regel gleich alt sind und meist einer Baumart angehören.

Der Wert und Reiz von Alleen liegt auf der Hand: die Allee als Kulturgut, Landschaftsästhetik, Verbesserung des Kleinklimas, des Bodens und des Grundwasserhaushalts. Die Landesregierung stellte Alleen in Norfrhein-Westfalen 2007 generell unter Schutz.