Gladbeck. . Mit Karl-Valentinscher Wortzerklauberkunst verzauberte der Comedian die Gäste in der Mathias-Jakobs-Stadthalle. Das Publikum dankte mit viel Applaus.
Die Stadthalle war voll, voller ging es nicht, total ausverkauft, und man hätte, wären die Plätze vorhanden gewesen, auch noch mehr Karten verkaufen können. Der Komiker Johann König gastierte mit seinem zweieinhalbstündigen Programm „Feuer im Haus ist teuer, geh raus!“ in der, wie er es nennt „holzgetäfelten Entertainmentarena“, deren achtziger Jahresschick ihm noch von seinem letzten Auftritt in Gladbeck in Erinnerung war.
Absurditäten des Alltags
Die Auswüchse seiner dadaesken Gedankenwelt, vorgetragen durch Halbsätze und gelegentlichem Gestammel, seine gespielten Wutausbrüche seine kuriosen Erzählungen, Tagebucheinträge und Gedichte begeisterten das Publikum von Anfang an. Königs Kunst, die sich nicht auf Kosten anderer positioniert und nicht bösartig ist, überraschte immer aufs Neue durch unvorhergesehene Wendungen. Wenn das „Kribbeln“ in der Kniekehle zum“ Ziepen“ wird, er deshalb ein Jahr lang „Burnoutprophylaxe“ macht und er seine Beobachtungen mit dem Publikum teilt, tut er das mit nahezu Karl- Valentinscher Wortzerklauberkunst. Überhaupt gemahnt er mit seinem Sprachanarchismus und seiner schlaksigen Silhouette an den großen Münchener Komiker.
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Dabei geht er in seinem Programm auf die Absurditäten des Alltags ein oder erschafft welche, in dem er überraschend so nicht gesehene Zusammenhänge herstellt. So offenbart er den Rassismus und die gewaltverherrlichende Sprache in den guten alten TKKG-Kinderhörspielkassetten durch ein Publikumsspiel und macht den Biosupermarkt zum Schauplatz von Überlegungen zur Regionalität von Bananen. Dabei durchbricht er gewohnte Gedankenmuster und ist in seiner Lakonie ungeheuer komisch. Selbst mit Kalauern oder Zoten, die bei anderen sexistisch oder peinlich wirken, schafft er es dem Publikum einen Spiegel vorzuhalten und ihm die eigene Voreingenommenheit zu präsentieren.
Am stärksten wird König aber, wenn er sein eigenes Familienleben thematisiert. Die Erkenntnis, dass es mit einem Mal Menschen gibt, die die eigene Wohnung usurpieren, Kinder nämlich, und dies auch noch Jahre weiter fortsetzen, ist in ihrer gespielten Empörung nicht nur für Eltern lustig. Die Organisation eines Kindergeburtstags für Sohn Hein Mück wird zu einem erzählten Slapstick, das in einer grotesken „Kotzorgie“ endet. Was bei anderen eklig wäre, ist bei ihm in fast liebevoller Weise komisch.