Gladbeck. Die A52-Debatte hat in den letzten Tagen mächtig Fahrt aufgenommen. Jetzt bestätigte Staatssekretär Ferlemann: Der A52-Tunnel hat eine reelle Chance.
Fünf Tage vor dem WAZ-Forum mit NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) zum kontrovers diskutierten A52-Teilausbau erfährt die Diskussion offensichtlich eine ungeahnte Wende.
Der Parlamentarische Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) im Bundesministierum für Verkehr bestätigte am Donnerstag gegenüber der WAZ, dass das 2011 erarbeitete Angebot für einen A 52-Ausbau in Gladbeck mit einem Tunnel weiterhin Bestand habe.
Ferlemann: „Das ist klar, dabei bleibt es.“ Der Ausbau der A 52 habe eine extrem hohe Bedeutung für die Infrastruktur im Ruhrgebiet. Und den damals erarbeiteten Kompromissvorschlag habe er stets für eine sehr gute Lösung auch im Sinne der Gladbecker Bürger gehalten. Deshalb habe er das Vorhaben erneut für den Bundesverkehrswegeplan, der in diesem Jahr neu aufgestellt werde, als vordringlichen Bedarf angemeldet. „Wenn das Vorhaben nicht drin ist, passiert nämlich bis 2030 gar nichts mehr.“
Sollte das A 52-Ausbauprojekt in der Form dann umgesetzt werden, stünden laut Staatssekretär auch die Finanzmittel wieder zur Verfügung. „Die werden ja je nach Bauprojekt bereit gestellt“, so Ferlemann. Dass diese Mittel (ca. 110 Mio Euro) nach dem ablehnenden Ratsbürgerentscheid anderweitig verwendet worden seien, spiele dann keine Rolle. Ebenso wie der aktuell geplante Teilausbau diese Entwicklung ja nicht behindern würde. „Sinnvoll wäre es sicher, den zweiten Abschnitt gleich mit durchzuziehen“, so Ferlemann. „Wenn alle guten Willens sind, hoffe ich, dass wir auf einem guten Weg sind.“
Auch vom NRW-Verkehrsminster kommt auf Anfrage der WAZ diese Aussage: „Das Land steht zum seinerzeit erarbeiteten Kompromissvorschlag.“ Was das genau heißen könnte? Vielleicht gibt es dazu mehr Klarheit beim WAZ-Forum am Dienstagabend nächster Woche im Luther Forum.
Bürgerforum zeigt sich äußerst skeptisch
Das Bürgerforum Gladbeck begegnet dieser neuen Entwicklung allerdings mit großer Skepsis. Die Äußerung eines Parlamentarischen Staatssekretärs bedeute noch lange nicht, dass der Bund zu einem Tunnel durch Gladbeck und zu irgendeinem Kompromiss stehe, schreibt Vorsitzender Matthias Raith in einem offenen Brief an Sven Volmering zu dessen A52-Äußerungen vom Mittwoch. Raith verweist auch auf Erläuterungen zum aktuellen Planfeststellungsantrag, in denen es u. a. heißt, dass laut NRW-Verkehrsministerium eine Tunnel-Lösung durch Gladbeck nicht mehr verfolgt werden solle.
Dessen ungeachtet bekräftigt die Stadtverwaltung mit Bürgermeister Ulrich Roland (SPD) an der Spitze ihre Forderung nach einem stadtverträglichen Gesamtausbau der B224-Trasse auf Gladbecker Stadtgebiet – und holt die Marler SPD mit ins Boot. Die hatte vor wenigen Tagen eindringlich für einen Komplettausbau der Trasse plädiert. Unisono erklären nun die beiden Seiten, dass die jetzigen Planungen des Landes für den Teilausbau die Stau-Situation auf der B 224 dramatisch verstärken würden und abzulehnen seien.