Gladbeck. Das neuste Stück der Theatergruppe „glassbooth“ erntete bei seiner Präsentation in der Aula der Wittringer Schule Ablehnung und Begeisterung zugleich. Was den einen Zuschauer quälte, sorgte beim Nebenmann für Heiterkeit. Am Ende war’s großes Theater - wenn man Arbeiten von Regisseur Dornheim mag.
Mit Verlaub: Wieviel „medialen Bullshit“ kann ein Mensch ertragen? Ja, er verträgt viel, und das musste er auch im neuen Stück „Container Love“ der freien Theatergruppe „glassbooth“ unter der Regie von Jens Dornheim.
Das Ensemble nahm das Publikum mit auf eine Reise nach Absurdistan: Gleichzeitig herausragende visuelle und intellektuelle Folter standen großer Schauspielkunst mit skurriler Medien- und Gesellschaftskritik gegenüber. Was den einen Zuschauer quälte, sorgte beim Nebenmann für Heiterkeit.
In einem 90-minütigen Experiment wagten sich acht Insassen in die Gefangenschaft des ersten „Theatercontainers“ der Welt. Eine Stimme aus dem Off stellte den Teilnehmern bizarrste Aufgaben: Die Inszenierung eines Mordes aus Liebe oder ergreifende Geschichten über Kindesmord oder –vergewaltigung zu erzählen. Wie weit darf die Niveaulinie zur eigenen Unterhaltung gesenkt werden? Das Stück „Container Love“ führte dabei bekannte TV-Formate („Big Brother“; „Ich bin ein Star – holt mir hier raus“) ad absurdum und hielt naturgemäß der Gesellschaft den Spiegel vor. Ist das wirklich alles sendefähig, was wir uns selbst anschauen?
"Nein, es geht nicht mehr. Es ist einfach kacke"
Das Stück gipfelte in dem obligatorischen nackten Mann auf der Bühne. Eingewickelt in Frischhaltefolie schrie Schauspieler Timo Knop: „Nein, es geht nicht mehr. Es ist einfach kacke.“ Die bewusste Demütigung der Menschen müsse aufhören. „Kunst ist halt nicht für jeden. Ihr müsst es nicht verstehen“, entgegnete Marlon Bösherz, der in seiner Rolle, wie das gesamte Ensemble, überzeugte.
Der Fremdschämfaktor ist hoch
„Container Love“ war das erste selbstverfasste Stück der Gruppe. Wer die Inszenierungen von Dornheim mag, dem wird auch „Container Love“ gefallen. Der Regisseur bleibt sich seiner abwegigen, oftmals logiklosen Linie treu. Für den Zuschauer ist das nicht immer einfach: der Fremdschämfaktor ist hoch und die Provokation schießt übers Erträgliche hinaus. „Weniger ist mehr“, möchte man rufen, doch am Ende war es wieder großes Theater. Wenn man Dornheim mag…