Gladbeck. . Das Theater „glassbooth“ um den Gladbecker Jens Dornheim gastierte mit seinem aktuellen Stück „Das Produkt“ von Mark Ravenhill in der Neuen Galerie Gladbeck. Eine mitreißende Gratwanderung zwischen Begeisterung und Fremdschämen.

Wer sich auf ein Stück des Theaters „glassbooth“ einlässt, weiß was ihn erwartet. Provokante Inszenierungen, verbunden mit einem hohen Fremdschämfaktor, aber auch einer klaren Botschaft. Am Freitagabend präsentierte die Gruppe „Das Produkt“ in der Neuen Galerie.

Es wirkt beklemmend, als die erste Einspielfilm gezeigt wird. Bilder des 11. Septembers 2001 eröffnen das Stück. Es folgt ein 65-minütiger Monolog des Produzenten James (Dominik Hertrich), der Schauspielerin Olivia (Alexandra Schlösser) den Plot seines neusten Drehbuches erzählt: Die Geschäftsfrau Amy verliert ihren Freund bei dem Anschlag. Auf einem Flug verliebt sie sich in den Terroristen Mohammed. Er löst ihre Orgasmusblockade, lautstark vorgelebt von Produzent James. Ihr Haus wird zur al-Qaida-Zentrale, sie selbst zur Terroristin, die Disneyland in Schutt und Asche bomben soll. Amy verrät Mohammed. In Guantanamo sieht sie jedoch, wie ihre Liebe behandelt wird. Sie entscheidet sich, in den Krieg zu ziehen, Mohamed zu retten und für den Jihad zu sterben.

Ein Stück über das Verkaufen

„Das Produkt“ handelt vom Verkaufen. Da kommen die Wunden des Terrors für eine hohe Einschaltquote gerade recht. Dass die Zuschauer am Ende glauben, diesen Film sehen zu wollen, dafür ist Dominik Hertrich verantwortlich.

Der Schauspieler überzeugt mit einer sensationellen Energieleistung, zelebriert die Sexszenen animalisch und verkörpert mit seinem schmierigen Auftreten Hollywood par excellence. Sein Charakter ist provozierend, teils beschämend, aber er zieht alle in seinen Bann. Eine Gratwanderung zwischen Ekel und Interesse, bravourös gemeistert.

Olivia sagt nichts, will gehen, doch James überzeugt sie zu bleiben und sich das Ende anzuhören. Verhaltener Applaus. Noch weiß der Zuschauer nicht, was er von dem „ganzen Theater“ halten soll. Es folgt der nächste Film. Die „katastrophale“ Story wird tatsächlich gedreht: Mohamed, gespielt von Marlon Bösherz. Waffen, Gebetsteppiche, Terrorzellen, Guantanamo, Sex: tosender Applaus! Alle Puzzleteile fügen sich zusammen. Großes Theater!