Gladbeck. Ärgerlich, aber auch teuer so ein Streik. Ineos-Phenol-Geschäftsführer Joachim Pieper geht von einer sechsstelligen Schadenssumme für sein Unternehmen aus. Die tägliche Produktion kann nämlich zurzeit nicht via Bahn-Kesselwagen zu den Kunden transportiert werden.
Trotz des DB-Lokführerstreiks blieb die Situation an den Gladbecker Haltepunkten West, Zweckel und Ost ruhig. Bis auf die S 9 fuhren die Linien RE 14 (Essen/Borken), RB 44 (Oberhausen/Dorsten) und RB 43 (Dortmund/Dorsten) wie gewohnt, da sie von der privaten NordWestBahn betrieben werden.
Deutlich dramatischer sah es für einen der größten Gladbecker Arbeitgeber aus, Ineos Phenol in Zweckel. Durch den Streik wurde dem weltgrößten Hersteller von Phenol und Aceton eine wichtige Ader im Betriebskreislauf abgeklemmt. „Wir gehen von einer sechsstelligen Schadenssumme aus, die streikbedingt entsteht“, so Geschäftsführer Joachim Pieper.
40 Kesselwagen pro Tag
Konkret geht es um die tägliche Produktion, die über Kesselwagen via Bahn zu den Kunden transportiert wird. „An jedem Tag der Woche sind das rund 40 Kesselwagen mit einem Transportvolumen von jeweils 60, also täglich rund 2400 Tonnen, die nicht abgefahren werden können“, so Pieper. Die Logistik in Gladbeck rotiere jetzt entsprechend, um die Ausfälle so gering wie möglich zu halten. „Kunden im europäischen Ausland, die sonst beliefert werden, versuchen wir über das Ineos Werk in Belgien zu versorgen.“ Innerdeutsch sei das schwieriger. Einfach statt Kesselwagen auf Lkw umzusteigen, klinge logisch, sei aber für viele Kunden nicht möglich, „da sie nur über gleisgebundene Anlieferungsterminals und Abpumpvorrichtungen für Kesselwagen verfügen“.
Ausweichmöglichkeit für Bahnreisende
Der Pressesprecher der Vestischen, Norbert Konegen, hat einen Tipp für Berufspendler, die sonst die Bahn nutzen:
Auf dem Onlineportal der Vestischen in der Fahrplanauskunft, Menü „Optionen“, den Punkt „Bahnverbindungen ausschließen“ aktivieren, „dann wird das Ziel nur via Bus und Straßenbahn angefahren“.
Auf die Produktion in Gladbeck wirkt sich der Lokführerstreik noch nicht aus. Pieper: „Unser Lager ermöglicht uns einen Puffer von etwa fünf Tagen. Dauert der Streik allerdings länger, muss die Produktion vorübergehend gedrosselt oder eingestellt werden.“
Nicht auf eine Drosselung, sondern auf eine Belebung des Geschäftes durch den Lokführerstreik eingestellt hatte sich der Geschäftsführer von Taxi Blömker in Gladbeck. „Einige Fahrer, die gewöhnlich erst um sechs Uhr die Schicht beginnen, wurden angewiesen, schon ab 4 Uhr in der Frühe bereit zu stehen“, so Yusuf Evrin. Statt Umsatzsteigerung folgte aber Enttäuschung. Evrin: „Das Telefon blieb ruhig, Die Bahnverbindungen in Gladbeck waren wohl zu wenig betroffen. Und wer mit Hindernissen rechnete, hat sich wohl auf den Streik durch Umstieg auf Privat-Pkw eingestellt.“
Bei der Vestischen kam es im Linienverkehr in Gladbeck auch zu keinen besonderen Spitzen, so Pressesprecher Norbert Konegen. Das gelte auch für Staus, die Busse hätten ausbremsen können. Konegen: „Die ereigneten sich erst auf Bottroper Gebiet, zum Beispiel für die SB16 in Richtung Essen.“