Gelsenkirchen. Am Donnerstagmorgen um 9 Uhr beginnt die Veranstaltung „Think Tank – 36 Stunden Gelsenkirchen“, bei der junge Architekturstudenten auf Tuchfühlung mit der Stadt gehen. Im Visier haben sie die zahlreichen Leerstände. Eingeladen zu der Veranstaltung hat der Bund Deutscher Architekten vor Ort. Und alle Bürger dürfen sich einbringen
Entlang der Bahnhofstraße, Bochumer Straße oder Essener Straße: An vielen Ecken in Gelsenkirchen stehen Geschäftsräume oder schmucke Wohnhäuser leer. Warum ist das so? Und was kann man dagegen tun? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich ab Donnerstag, 30. Oktober, die Aktion „Think Tank – 36 Stunden Gelsenkirchen“, zu der der Bund Deutscher Architekten Gelsenkirchen – Bottrop – Gladbeck junge Architekturstudenten eingeladen hat. WAZ-Redakteurin Anne Bolsmann sprach vorab mit dem Architekten Albert Ude über die Ziele der Veranstaltung.
Herr Ude, wird der „Think Tank“ die Leerstand-Probleme lösen?
Albert Ude: Uns geht es darum, angesichts der prominenten Leerstände in der Stadt einmal quer zu denken, neue Strategien zu entwickeln – und zwar losgelöst von der Frage „Wer soll das bezahlen?“. Wenn man immer nur die Kosten im Hinterkopf hat, dann wirkt das wie eine Denkblockade. Wir haben als Bund Deutscher Architekten vier Architekturprofessoren aus Kassel, Wuppertal, Wiesbaden und Düsseldorf eingeladen, damit es frische Impulse gibt. Uns freut auch sehr, dass 40 Studenten, unter anderem aus Hessen und NRW, dieser Einladung spontan gefolgt sind und Lust haben aufs Mitmachen.
In der Ausschreibung ist davon die Rede, dass die Teilnehmer sich in Gelsenkirchen auf die Suche nach „qualitätsvollen Orten“ machen sollen. Haben Sie da bestimmte Orte im Blick?
Ude: Nein, es geht hier auch nicht um konkrete Projekte, sondern um bestimmte Themenbereiche. Wir wollen die jungen Teilnehmer nach der Kick-Off-Veranstaltung am Donnerstagmorgen um 9 Uhr, die übrigens für alle Bürger offen ist, auf Erkundungstouren durch die Stadt schicken. Das große Thema ist Leerstand, aber das muss man natürlich aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Wir wollen beispielsweise hinterfragen, welche Identitäten bestimmte Orte haben, was sie für die Leute bedeuten, die drumherum leben. Übrigens findet die Veranstaltung nicht ohne Grund in einem sehr prominenten Leerstand, dem früheren REWE-Markt an der Hauptstraße 20, statt.
Der „Think Tank“ beginnt am 30. Oktober um 9 Uhr mit Impulsreferaten. Partizipation von Bürgern ist ausdrücklich erwünscht – auch am Freitag, 31. Oktober, ab 18 Uhr. Am Donnerstagnachmittag sind die Teilnehmer übrigens auf Erkundungstour durch einzelne Stadtviertel. Dabei gehen Szenekenner aus der Nachbarschaft als Stadtführer mit.