Gelsenkirchen. . Die mobile Betreuung der Stadt Gelsenkirchen erleichtert den Einstieg ins deutsche Erziehungssystem und hilft, dass sich Kinder aus Zuwandererfamilien schnell eingewöhnen. Die Eltern sind dankbar, die Kinder wissbegierig. Sie lernen schnell.

„Kati, Kati, wo bist du?“, singen die Kinder im Kreis. Kati antwortet: „Hier bin ich, hier bin ich.“Kati ist vier Jahre alt und mit ihrer Familie vor zwei Monaten aus Rumänien gekommen. In der „MoKi“ (kurz für Mobile Kita) lernt sie jetzt Deutsch. Sie lernt auch, wie man einen Stift hält, wie man mit einer Schere umgeht – und dass man das leere Bonbonpapier nicht einfach auf den Boden wirft.

Im April startete die MoKi in Rotthausen an der Lothringer Straße.„Dort, wo viele rumänische Familien wohnen“, erklärt Projektkoordinatorin Yvonne Weiffen von GeKita (Gelsenkirchener Kindertagesbetreuung). MoKi ist Teil des Handlungskonzepts der Stadt zur Zuwanderung. Überwiegend rumänische Kinder, aber auch bulgarische, polnische und türkische Kinder nutzen das Angebot. „Am ersten Tag waren es 20“, sagt Yvonne Weiffen. „Am nächsten 40 und am dritten 60 Kinder – da haben wir Angst bekommen, dass der Platz nicht reicht“, sagt sie und lacht.

Jetzt sind es etwa 25 Kinder täglich, die kommen. Zwei Tage pro Woche in Rotthausen, zwei in Bismarck, jeweils von 10 bis 15 Uhr. Heute steht der bunt beklebte Wohnwagen an der Skateanlage im Bismarcker Consol Park – daneben ein Pavillon, mit Spielteppichen, Bierzeltgarnituren in Kindergröße, Boxen mit Büchern und Spielen. Katis Schwester Eva Liliana (9) kommt nach der Schule auch zur MoKi. Ihren Namen schreibt sie schon stolz in Schreibschrift. „Die Kinder sind hochmotiviert, sie wollen unbedingt lernen“, erzählt Yvonne Weiffen.

Von der Angebotsfülle überfordert

Diego, David und ein paar andere spielen derweil Karten, daneben zwei junge Mütter. Sie unterhalten sich. Es geht um einen Antrag für Kindergeld, es geht hin und her auf Deutsch, Rumänisch und Englisch. Daniela Borbely dolmetscht. Die pädagogische Assistentin kam vor zehn Monaten aus Rumänien nach Deutschland. Für die MoKi ist sie unverzichtbar. Ihre Kollegin Ayten Tekin, ebenfalls gebürtige Rumänin, spricht zudem Türkisch. Elternarbeit gehört zum Konzept: „Ohne starke Eltern gibt es keine starken Kinder.“ Die Familien merken schnell, dass sie hier willkommen sind, nehmen die Hilfe gerne an und lernen engagiert Deutsch.

Jungen und Mädchen sitzen auf Bänken, bunte Teller mit Paprika, Gurkenscheiben und Karotten in der Mitte. Zwölf kleine Hände greifen munter zu. „Die Kinder sind neugierig, probieren alles.“ Schnell sind die Teller leer. Manchmal kommt ein Kind bei zehn Grad Außentemperatur barfuß zur MoKi. Katis rote Strickjacke mit applizierten Bäumen – eine Spende.

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Nicht nur Kleidung und Schuhe, auch Spielsachen und Obstkörbe erreichen die MoKi und gehen direkt an die Kinder weiter. Die Armut ist die vielleicht größte Herausforderung für Weiffen und ihre Kolleginnen. Auch deshalb sollen die Kinder langsam an eine deutsche Kita herangeführt werden – die Fülle an Angeboten in einem Kindergarten würde sie schlicht überfordern. In der MoKi haben sie ein Memoryspiel gebastelt, das mit nach Hause kommt, um spielerisch mit der Familie die abgebildeten Körperteile auf Deutsch zu lernen. So können auch Eltern sich beim Arzt verständlich machen.

Yvonne Weiffen erinnert sich an eine Rumänin, deren Sohn ein entzündetes Auge hatte. In der Apotheke kauften sie gemeinsam Tropfen, nach drei Tagen war der Junge gesund – und die Mutter unglaublich dankbar. Solche Erfolgserlebnisse gibt es viele. „Dafür lohnt sich die Arbeit“, sagt Weiffen. Auch wenn es kitschig klinge: „Wir können nicht die Welt retten, aber einen Teil dazu beitragen.“ Der Lohn dafür sind strahlende Kinderaugen – und nicht nur die.