Gelsenkirchen hat familienfreundliche Kita-Gebühren. Dennoch hält Alfons Wissmann, Leiter des Jugendamtes, eine gebührenfreie Kita für zeitgemäß.
Herr Wissmann, sind Sie neidisch auf Düsseldorf?
Alfons Wissmann: Ja, sind wir. Insbesondere deshalb, weil Gelsenkirchen versucht hat, die Kita-Gebühren zu senken. Wir haben sogar gegen die Bezirksregierung geklagt, aber verloren. Wir sind immer noch eine Kommune mit defizitärem Haushalt. Wegen der Bruttoeinkommensgrenze von 17 500 Euro und der Geschwisterkindbefreiung werden in Gelsenkirchen aber für fast jedes zweite Kind keine Kita-Gebühren gezahlt.
Sollten die Kita-Gebühren einheitlich sein?
Einrichtungen der Erziehung und Bildung sollten grundsätzlich kostenfrei sein. Wir leben aber in Zeiten, in denen wir nicht auf Rosen gebettet sind, deshalb erheben wir Gebühren. Eltern mit geringem Einkommen zahlen wenig, Eltern mit hohem mehr. Was nicht passieren darf ist, dass die Chance auf eine gute Bildung davon abhängt, ob ein Kind in einer finanzschwachen oder finanzstarken Kommune aufwächst. Gleichwohl ist es eine Disparität, die nicht zu vertreten ist. Letztlich ist es eine Frage, wo Kitas verortet werden. Sie sind Betreuungs-, aber auch Erziehungs- und Bildungseinrichtungen.
Helfen Gutverdiener, Qualität in die Betreuung zu bringen?
Nein. Die öffentlichen Aufwendungen liegen für jede Kita bei 90 Prozent. Ich könnte in Gelsenkirchen jeden morgens persönlich begrüßen, der ein Bruttoeinkommen von über 125 000 Euro hat. Aber man darf die starken Schultern nicht zu sehr belasten, sonst gehen sie nach Düsseldorf. Aber wir kommen Eltern mit familienfreundlichen Öffnungszeiten entgegen.