Gelsenkirchen. . Gelsenkirchener Grundschulkinder verteilen Gebäck an rücksichtsvolle Autofahrer beim Blitzmarathon. Dennoch: Bis Mittag werden 99 Tempoverstöße registriert und bis dahin insgesamt 5500 Fahrzeuge kontrolliert.

Die LED-Tafel blinkt. „28“ leuchtet auf. „Anhalten“, gibt Polizeihauptkommissar Carsten Jahns seinem Kollegen mit der Kelle zu verstehen. Moritz, Celine, Amaro und Sarah – Kinder der Grundschule Resse – bringen sich derweil auf dem Bürgersteig neben dem Ordnungshüter aufgeregt in Position.

„Danke, dass Sie langsam fahren“, sagt der neunjährige Moritz aus der Klasse 4b zum Fahrer durch das geöffnete Fenster. „Wenn Sie schneller fahren und ein Kind wie ich nicht aufpasst, könnte es überfahren werden. Zum Dank für Ihre Rücksicht möchten wir Ihnen eine Puddingschnecke schenken.“ Nicken, Schmunzeln und ein „Oh, das ist aber nett. Du hast vollkommen recht“, tönt aus dem Innern. Mit einer selbstgebastelten grünen Karte nebst süßem Gebäck im Gepäck tuckert der Mann weiter.

Spitzenreiter fährt Tempo 91

Nette und auch ernste Ansprachen gibt es mit Start des 24-Stunden-Blitzmarathons am Donnerstag viele im Stadtgebiet. Trotz üppiger Medienankündigungen vorab ist die Zahl der Ertappten doch noch recht hoch. „Wir haben bis um 13 Uhr 5500 Fahrzeuge kontrolliert und 99 Tempoverstöße registriert“, zieht Polizeisprecherin Stefanie Dahremöller eine Zwischenbilanz. Das fällige Verwarnungsgeld wird gleich an Ort und Stelle kassiert.

Achtmal fuhren Autofahrer mit mehr als 21 Stundenkilometern zu schnell, da setzte es eine Anzeige und ein Bußgeldverfahren. Siebenmal hatten die Ertappten ihre Handys in Beschlag oder keine Umweltplakette am Wagen und sechsmal erwischte die Polizei jemanden ohne Gurt hinter dem Steuer. „Spitzenreiter“ war ein 57-jähriger Gelsenkirchener, der auf der Dorstener Straße (Buer) in Richtung Scholven mit Tempo 91 statt der erlaubten 50 km/h geblitzt worden ist. Dafür gibt es mehr als die Rote Karte: Innerorts macht das satte 200 Euro Strafe, zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot.

Apropos Karten: Viel Fleißarbeit hatten die Mädchen und Jungen der auch als Messpaten beteiligten Grundschulen Grillostraße (Schalke) und Im Emscherbruch darauf verwendet, mit bunt bemalten Plakaten und eben solchen Karten (rot, gelb, grün) Lob, Ermahnung und Tadel an die Autofahrer zu verteilen. Ob’s fruchtet? „Nur langsam“, sagt Reinhard Michels von der Verkehrswacht GE. Der pensionierte Polizist zieht als Beispiel die Warnwesten heran, die an alle Grundschulen hier verteilt worden sind: „Nach dieser Aktion trugen bei unangemeldeten Kontrollen im Vorjahr zehn Prozent der Kinder auf dem Schulweg eine gelbe Weste, 2014 waren es elf Prozent.“

Die Quoten in Relation zu den kontrollierten Autos bei den Blitzaktionen 2013/2014 bessern sich ähnlich geringfügig: von drei (6700 Autos) auf zwei Prozent (9955).