Gelsenkirchen. . Die Bewohner im „Weißen Riesen“, einem Hochhaus an der Overwegstraße in Gelsenkirchen sollen aus Gründen des Brandschutzes Bilder, Kleinstmöbel oder Teppichbrücken aus den Fluren entfernen. Die Menschen hatten zuvor darum gekämpft , die tristen Flure verschönern zu können.
1976 sind die ersten Wohnungseigentümer eingezogen. 1977 folgten Heinrich Weimer und seine Familie. In der achten Etage des „Weißen Riesen“ wohnt er bis heute. „Wir alle haben von Anfang an versucht, das schlechte Image von Hochhäusern gar nicht aufkommen zu lassen“, sagt der 85-Jährige.
Dazu gehörte und gehört außer der Nachbarschaftspflege auch die Gestaltung der Hausflure. Die seien quasi die „Visitenkarte“ des City-Hauses, wie Weimer und sein Nachbar aus der Neunten, Detlef Pommeranz (60), sagen. Bilder an der Wand, Blumen und Kleinstmöbel vor der Tür oder bunte Brücken auf dem Teppichboden verbreiteten in diesem Sinne seit Jahrzehnte individuellen Charme vor den Wohnungstüren im „Riesen“ . . . bis die Technische Abteilung des städtischen Bauordnungsamtes am 17. Juli und 18. August dieses Jahres bei gemeinsamen Ortsbegehungen mit der Feuerwehr feststellte, dass die aufgehübschten Flure „nicht mehr den gesetzlichen Ansprüchen an einen funktionierenden Rettungsweg aus den einzelnen Wohnungen genügen“.
Im Falle von Missachtung sollen Konsequenzen drohen
Die Einrichtungsgegenstände auf den Fluren seien potenzielle Brandherde, „die sich in einem Brandfall in einer Wohnung oder in diesen Fluren selbst verheerend auswirken können“, heißt es in einem Schreiben des Bauverwaltungsamts an die IVB Immobilienverwaltung Buschmann in Marl, Verwalterin der Wohnungseigentümergemeinschaft Overwegstraße 24-32.
Die IVB GmbH informierte die Bewohner des „Weißen Riesen“ umgehend und forderte diese auf, alle zusätzlich angebrachten oder aufgestellten Gegenstände bis zum 17. September zu entfernen. Eine Kopie des städtischen Schreibens hatte die Immobilienverwaltung ihren Kunden zur Verfügung gestellt. Nicht ohne den Hinweis, dass im Falle der Missachtung Konsequenzen drohen würden.
Unter anderem Wohnungseigentümer Heinrich Weimer ist angefressen. Man könne doch einen Kompromiss finden, sagt er. „Gut, dass mein Schuhschrank nicht auf dem Flur stehen soll, kann ich nachvollziehen.“ Er deutet auf das Möbelstück, das jetzt einen Platz in der Wohnung hat. „Aber die Bilder könnten doch hängen bleiben.“ Inzwischen hat er allerdings auch die abgehängt. Und dokumentiert, wie „nackt und kahl“ der Gang zu seiner Wohnung in der achten Etage im Vergleich zu den noch bebilderten Fluren an anderer Stelle des Hauses aussieht. „Wie rigoros man hier mit uns umgeht, hat mich auf die Palme gebracht“, sagt der Rentner. Auch Nachbar Detlef Pommeranz ist nicht begeistert, schätzt er doch die individuelle Gestaltung der Etagen, seit er vor 14 Jahren hier eingezogen ist.
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Stadtsprecher Oliver Schäfer betonte auf Nachfrage der WAZ: „Die Sicherheit hat oberste Priorität.“ Im Brandfall könnten auch Bilder Feuer fangen oder Rahmen schmelzen.
Übrigens: Dass es überhaupt zur offiziellen Begehung des „Riesen“ gekommen ist, geht auf eine Beschwerde zurück. Wegen Gefährdung des Brandschutzes . . .