Gelsenkirchen. Obwohl er 1958, dem Jahr der letzten Schalker Meisterschaft, nach Gelsenkirchen kam und in Erle aufwuchs, ist und bleibt Martin Toczkowski eingefleischter Bayern-Fan. Sein Tipp für das Spiel am Samstag ist 3:1 – für München. Streit gibt es dann wohl nur mit seinem ältesten Sohn – einem Schalke-Fan.

Ja, auch das gibt es: Martin Toczkowski ist eingefleischter Bayern-Fan und drückt heute Abend als einer der wenigen Gelsenkirchener nicht dem FC Schalke die Daumen.

Damit macht man sich in der Keimzelle der Königsblauen nicht nur Freunde. Über das nicht immer leichte, dafür von großen sportlichen Erfolgen geprägte Fan-Leben sprach der Resser mit der WAZ.

FCB-Badelatschen und Filzhut

Den Dachboden hat Martin Toczkowski in ein regelrechtes FC Bayern-Museum verwandelt. Fahnen, Schals, Autogrammkarten, Poster, Stofftiere und andere Devotionalien zieren sein Reich. Die Meisterschale an der Wand darf da natürlich nicht fehlen. Toczkowski ist von Kopf bis Fuß auf Bayern eingestellt: Die FCB-Badelatschen gehören zum Freizeitlook, der bajuwarische Filzhut hat ihn schon bis nach München begleitet.

„Meine Mutter war Gladbach-Fan, aber ich habe mir damals als Achtjähriger die Bayern ausgesucht“, erzählt der 59-Jährige von den Anfängen seiner Vorliebe. Schalke habe für den gebürtigen Schlesier nie zur Debatte gestanden. Obwohl er 1958, dem Jahr der letzten Schalker Meisterschaft, nach Gelsenkirchen kam und in Erle aufwuchs. Damit macht man sich im Ruhrpott nicht nur Freunde.

„Auf der Arbeit muss man mit kleinen Hänseleien leben“, sagt der Industriemeister für Instandsetzung. Eine FCB-Fahne wurde ihm sogar schon mal aus dem Garten gestohlen. Das war damals, 2001, als die Bayern den Schalkern buchstäblich in letzter Minute noch den greifbar nahen Meistertitel vor der Nase wegschnappten. „Die vielen Erfolge gönnen viele Leute den Bayern nicht“, vermutet Toczkowski. Die neue Hissflagge hat er übrigens mit einer Spezialkonstruktion vor Diebstahl geschützt.

Live vor Ort auf dem Marienplatz

Apropos Erfolg. Zu den Meisterfeiern auf dem Münchener Marienplatz ist Toczkowski schon einige Male gereist. Das letzte Mal vor drei Jahren. Toczkowski: „Ich hoffe, dass es diese Saison wieder klappt, dann bin ich wieder dabei.“ Auch Spiele im Olympiastadion und in der neuen Arena hat er in der bayrischen Landeshauptstadt besucht. „Nur wenn ich zu den Spielen in Gelsenkirchen gehe, verlieren die Bayern immer“, ärgert sich Toczkowski ein wenig. In der Höhle des Löwen war er auch schon, mitten in der Nordkurve. Für die heutige Partie hat der Resser allerdings keine Karte mehr bekommen.

Vielleicht ein schlechtes Omen für alle Schalker. „Ich gehe aber zur Arena, um etwas von der Atmosphäre aufzusaugen“, sagt Toczkowski. Das Spiel wird er mit seinem Sohn, ebenfalls FCB-Anhänger, vor dem Fernseher gucken. Konfliktpotenzial gibt es, wenn überhaupt, mit dem ältesten Sohn. „Der ist als einziger Schalke-Fan geworden.“ Für das heutige Kräftemessen tippt Toczkowski auf ein 3:1 für seine Münchener, „aber gegen die Bayern werden sich die Schalker wie immer, auf gut Deutsch, den Arsch aufreißen.“