Gelsenkirchen. 15 freiwillige Helferinnen greifen 13 Gelsenkirchener Familien – Eltern und Alleinerziehenden – unter die Arme. Die Hilfe ist für jedermann gedacht. Sie schaffen kostenlos Freiräume und damit Erholung für dauergestresste Väter und Mütter.

Egal ob Säuglings-, Krabbel- oder Kleinkindalter – Eltern kennen keine Auszeit, besonders Mütter nicht. Mal schreit der Sprössling alle zwei Stunden, weil er oben nahrhaft aufgefüllt werden möchte, mal weil er unten undicht geworden ist. Dann wieder sind es Zähne, die schmerzhaft durch das Fleisch stoßen oder aber die Erbsen landen nicht in Mamas Kochtopf, sondern in der Nase und die kleinen widerspenstigen Dinger lassen sich so gar nicht herauspulen.

Endlos ließe sich die Liste fortsetzen mit Situationen, die Eltern sehr viel Schlaf, Nerven und Zeit rauben. Was also ist zu tun, wenn weder Freunde noch Großeltern mithelfen können? „Da springen wir ein“, sagt Sabine Stolarski. Und das sogar kostenlos.

Recht schnell und unkompliziert

Stolarski, selbst dreifache Mutter, gelernte Krankenschwester und zugleich Gesprächstherapeutin in einer geschlossenen Psychiatrie, ist die neue Koordinatorin bei Babyzeitpartner, einem Projekt der Ehrenamtsagentur (Neumarkt 1). Sie plant die Einsätze der bislang 15 freiwilligen Helferinnen, die 13 Familien im Stadtsüden unter die Arme greifen – im Norden macht das die Caritas mit ihren Familienlotsen. „Wir gehen mit den Kindern spazieren, besuchen mit ihnen Spielplätze, wir kümmern uns um die Kleinen, wenn ein Arzttermin oder Behördengang ansteht oder wenn einfach nur ein Besuch beim Friseur, ein Nickerchen oder ein entspannendes Bad gewünscht wird“, erklärt Sabine Stolarski das Spektrum der Hilfestellungen.

Das geht nicht ad hoc. Aber schon recht schnell und unkompliziert. Im Vorgespräch wird der Bedarf geklärt, Aufgaben besprochen und Einsätze festgelegt und natürlich geschaut, „ob die Chemie stimmt“. Danach steht den Auszeiten für Eltern und Alleinerziehende nichts mehr im Wege – auch über die Regeldauer von drei Monaten hinaus.

Jahresbudget: 8000 bis 9000 Euro

Anna Lewis zum Beispiel ist „heilfroh über die Hilfe“ ihrer Babyzeitpartnerin – Erika Hill. Sie habe schließlich nur zwei Hände, sagt die Mutter, „und mit Drillingen hat man immer zwei zu wenig – mindestens.“ Hill, bereits Mutter eines erwachsenen Sohnes, hat ihr die Freiräume geschaffen, damit sie sich zwischendurch „eine Mütze voll Schlaf“ gönnen konnte.

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Das Projekt Babyzeitpartner, vor gut zwei Jahren aus der Taufe gehoben, ist ein nützlicher und verbindender Dienst am Menschen. Doch mischt sich bei aller Freude über die Akzeptanz in der Stadt auch ein Wermutstropfen ins Glas: Die Finanzierung der Arbeit, angeschoben von der Bundesinitiative Frühe Hilfen, reicht nach Angaben der Ehrenamtsagentur „mit viel Glück bis zum Frühjahr 2015“, wie die Geschäftsführerin Beate Rafalski preisgab. Danach sei man auf Spenden angewiesen. Jahresbudget: 8000 bis 9000 Euro.

Wäre wirklich schade, wenn es daran scheitern sollte, oder?