Gelsenkirchen. Mit einer gefährlichen Pyroshow hatte sich die Ultragruppe “Hugos“ in der Schalker Arena aus dem Fanblock verabschiedet. Nun wurden vier der Ultras vom Schöffengericht Gelsenkirchen verurteilt - wegen gefährlicher Körperverletzung zu Freiheitsstrafen zwischen sechs und 18 Monaten.
Ultragruppierungen sehen sich gerne als Edelfans, die Schalke-Spielen mit ihren Inszenierungen erst die Würze verleihen, die mitunter auf dem Rasen fehlt. Doch jetzt zeigte das Schöffengericht in Buer, was es von dem Spektakel, das die „Hugos“ beim Spiel gegen Eintracht Frankfurt am 24. November 2012 veranstalteten, hielt. Für ihre extrem heiße Schau aus brennenden Fackeln und übel riechenden Qualmwolken erhielten vier junge Leute Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und einem Jahr und sechs Monaten. Verurteilt wurden die Mitglieder der „Hugos“ wegen gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.
Die „Hugos“ brannten 18 Fackeln ab, die normalerweise als Leuchtsignal für Notfälle auf See dienen. Austretender Rauch und das frei gesetzte Gift Magnesiumoxid sorgten für Chaos unter den Anhängern. Acht wurden verletzt. Die Sanitäter waren im Dauereinsatz: Besucher litten unter Angstzuständen, gereizten Schleimhäuten, tränenden Augen oder Atembeschwerden. Ein Kind musste drei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. Eine Zeugin berichtet, wie panisch ihre Tochter bei dem Feuerspektakel reagiert habe.
Gericht wollte weitere Zeugen einladen
Das Gericht wollte weitere Zeugen einladen, um zu dokumentieren, wie sehr vor allem junge Besucher unter dem Inferno gelitten hatten. Doch ärztliche Atteste belegten, dass sie nicht verhandlungsfähig seien, weil sie selbst nach fast zwei Jahren noch nicht über das Erlebte reden könnten. Dass es nicht zu schwereren Verletzungen gekommen ist, scheint eher ein Zufall zu sein. Die Fackeln erreichen beim Abbrennen eine Hitze bis zu 2000 Grad Celsius, sind nicht zu löschen.
Vermummt hatten sich die „Hugos“ unter ihrer Fahne versteckt und die Leuchtkörper gezündet. Hintergrund der Aktion war ein Stadionverbot, das die Dortmunder zuvor nach dem Spiel gegen Schalke ausgesprochen hatten. Wirksam werden sollte es nach dem Match gegen Frankfurt. Mit ihrer letzten Inszenierung wollten die Hugos auf einem Transparent verdeutlichen, dass sie zu Unrecht aus dem Stadion verbannt würden und man sie nicht auslöschen könne.
Über Fahnenstangen ins Stadion geschmuggelt
In präparierten Wollmützen und Sturmhauben präsentierten sie sich martialisch im Fanblock. Die Fackeln hatten sie in einem Angelshop gekauft. Viele wurden über die hohlen Fahnenstangen ins Stadion geschmuggelt. Einer der Angeklagten hatte die etwa zwölf Zentimeter lange Fackel banal in der Hosentasche versteckt. Das zerrissene Transparent brannte schließlich und beschädigte ein Werbebanner. Die vier jungen Leute zeigten sich reumütig vor Gericht, entschuldigten sich bei der Zeugin. Der 24-jährige Kopf der Hugos kam wegen seiner langen Latte an Vorstrafen „unter erheblichen“ Bedenken des Gerichts noch einmal mit einer 18-monatigen Bewährungsstrafe davon. Von Fußballplätzen bis zur 3. Liga bleiben alle vier noch einige Jahre verbannt.