Gelsenkirchen. Der erste Kultur-Sommer auf der Wasserburg Lüttinghof ging erfolgreich über die gediegene Bühne. Kraftvolle Klassik, quirlige Jazz-Formationen und ein echter Kino-Klassiker begeisterten die Besucher. Schon jetzt steht fest: 2015 geht es weiter.
Der eigentliche Star liegt verträumt im Wasser: Die 700 Jahre alte, idyllische Burg Lüttinghof im Norden der Stadt kann nichts erschüttern, doch erweckte der Kultur-Sommer am Wochenende die alten Gemäuer zu neuem, zu prallem Leben.
Hunderte Menschen pilgerten an drei Tagen zur Burganlage im Grünen, um hier Klassik, Jazz und Blues, kulinarische Köstlichkeiten, ein cineastisches Highlight und jede Menge Begegnungen zu genießen. Fazit: ein gelungenes Event-Format, dem eine sichere Zukunft zu wünschen ist.
Riesenschirm bot den Rahmen
Gleich drei Open-Air-Veranstaltungen im bundesdeutschen Sommer zu stemmen, sind durchaus ein meteorologisches Abenteuer. „Burgherr“ Carlo Philippi, einstiger BP-Manager und heutiger Pächter der Anlage, ging das Wagnis ein und gewann. Weil er seine Gäste auf keinen Fall im Regen stehen lassen wollte, installierte er aufwändige Aufbauten. Ein beachtlicher Schirm von rund 30 Metern Durchmesser überspannte federleicht den Innenhof der Wasserburg und gab den drei Event-Abenden Schutz und gediegenen Rahmen.
Der Dauerregen stoppte pünktlich zu Beginn der 2. Open-Air-Klassik-Nacht am Freitagabend. Und die kühlen Temperaturen fegte der heiße Sound der Blechbläser vom Ensemble „Embrassy“ ebenso weg wie den Staub des Alltags.
Die rund 600 Gäste, von Shuttlebussen aufs hochherrschaftliche Gelände kutschiert, erlebten einen zauberhaften, runden Abend mit einem außergewöhnlichen Musikensemble, mit perlenden Getränken und kulinarischen Köstlichkeiten vom Garnelenspieß bis zur Currywurst. Zum satten Sound der Blechbläser gesellte sich der dunkel gefärbte, warme Sopran von Heike Hallaschka und sorgte für die wichtige weitere Klangfarbe. Ob Bizets „Carmen“ in Kurzversion, Gershwins „Summertime“ oder Bernsteins Westside-Hits, die Programmauswahl, dirigiert von Steffen Schiel, war sommertauglich. Die Musiker spielten auch in Erinnerung an den Schauspieler Dietmar Schönherr, mit dem sie sich gemeinsam in Nicaragua engagiert hatten.
Hochkarätige Musiker bei der ersten Open-Air-Jazz-Nacht
In eine gigantische Jazz-Lounge verwandelte sich der Burginnenhof am Samstag. Rund 300 Besucher lockte die Mixtur aus charmantem a-cappella-Gesang mit „Les Brünettes“, chilligem Trio-Klang mit „Studnitzky“ und tanzbaren Beats vom „Club des Belugas“. Für die erste Open-Air-Jazz-Nacht hatte Bernd Zimmermann als Veranstalter der FineArtJazz-Reihe hochkarätige Musiker engagiert.
„Musik ist die Kirsche auf der Sahnehaube des Lebens“, wirbt Carlo Philippi für seine Veranstaltungen. Kultur braucht aber auch starke Partner, damit sie überleben kann. Den Kultur-Sommer unterstützten maßgeblich die Sparkasse Gelsenkirchen und die Volksbank Ruhr Mitte. Dr. Christoph Schmitt, städtischer Wirtschaftsförderer, meinte gar: „Dieses Event-Format könnte sich zu einem Gelsenkirchener Klassiker entwickeln.“ Carlo Philippi ist dabei: Er kündigte schon mal den nächsten Kultursommer für August 2015 an. Und erwägt, den Reigen um einen weiteren Tag zu ergänzen. Der Donnerstag könnte dann ganz im Zeichen der Kunst prominenter Köche stehen.