Gelsenkirchen. Inhaber Marc Zierles tut das weh, aber die Umsatzeinbußen in seinem 450 Quadratmerter kleinen Lebensmittelmarkt sind nicht mehr tragbar. Dabei haben er und ein Investor ein fertiges Konzept für einen neuen, modernen Markt mit Vollsortiment in der Tasche.

Nun also doch. „Wir schließen am 30. April 2015, weil eine wirtschaftliche Betreibung nicht mehr möglich ist.“ Weil es trotz gleichbleibenden Qualitätsangeboten Kundenverluste gebe. „Weil die Fläche von 450 Quadratmetern nicht mehr zeitgemäß ist“: Marc Zierles wirft das Handtuch und gibt seinen Edeka-Markt am Fersenbruch in neun Monaten auf. Der Kaufmann hat seine 25 MitarbeiterInnen mit der traurigen Wahrheit konfrontiert.

Seit 1972 gibt es den Lebensmittelmarkt in Heßler, der sich zu einer Art Handels- und „Dorfmittelpunkt“ entwickelt hat, wie Kunden schon vor längerer Zeit im Gespräch mit der WAZ betonten. Als Zierles den Markt 2004 von seinem Vorgänger übernommen hat, war dieser bereits mit dem Ziel der Ladenerweiterung beziehungsweise -verlagerung im Gespräch mit der Stadt.

Zierles nahm den Ball auf. „Seit 2006 gibt es ein konkretes Konzept und einen Investor“, lässt der Gelsenkirchener Familienvater die Ereignisse Revue passieren. Das Konzept komme ohne Subventionierung aus. Investor ist, wie berichtet, Helmut Kremers mit dem Unternehmen K&K (Volker Kaus und Kremers). Etwa 6 bis 7 Millionen Euro sollten ins Neubauprojekt in Heßler fließen, um es langfristig an Edeka zu vermieten.

Kunstrasen wäre ein Vorteil

Woran Zierles und Kremers indes, wie es aktuell aussieht, scheitern: Sie woll(t)en den neuen Markt auf dem Tennenplatz des benachbarten Jahn-Stadions bauen. Im Gegenzug sollte der Sportverein Heßler 06 einen Kunstrasen bekommen. Den würde Investor Kremers verlegen lassen. „Für den Fußballverein wäre das ein Vorteil, weil der Platz mit Kunstrasen ganzjährig bespielbar ist“, sagt Zierles. Der nicht nachvollziehen kann, warum ein Kunstrasenplatz ein Problem für Leichtathleten darstellt, wie es die Stadt in einer Stellungnahme zu den Fragen im Internet erwähnt (siehe Zweittext).

Zierles bekennt sich zum Standort Heßler und würde „sehr, sehr gerne hier bleiben“. Zumal er mit seiner Familie im Stadtteil verwurzelt sei. Er macht keinen Hehl daraus, dass die Schließung seines Ladens auch für ihn spürbar sein werde: „Uns bricht hier ein Standbein weg, das fest eingeplant war.“ Anders gesagt: Es blieben nur noch zwei Edeka Zierles-Märkte. Der in Oer-Erkenschwick, dessen Inhaberin seine Ehefrau Anja ist, und der in Essen, den Marc Zierles’ Mutter Ursula führt.

Die von der Stadt erwähnte Bereitschaft der Deutschen Annington, im Falle einer Markt-Erweiterung über einen Verkauf des Hauses Grimmstraße 32 zu verhandeln, wirft bei Zierles die Frage auf: „Warum sollen hier Leute entmietet werden, die dort zum Teil 30 Jahre wohnen?“

Breite Gänge, Ruhezonen, Drogerieangebote, volles Sortiment und mehr – das wollte Zierles am neuen Standort. Stattdessen konstatiert er heute enttäuscht: „Es tut weh,wenn man seinen Mitarbeitern sagen muss: Es ist aus und vorbei.“

Stadt gibt Antworten auf mögliche Fragen

Auf ihrer Homepage www.gelsenkirchen.de gibt die Stadt nach dem von Marc Zierles angekündigten Aus seines Edeka-Markts einige Antworten auf Fragen, die sich nun stellen könnten. Zum Beispiel, warum man bemüht ist, den Lebensmittelmarkt am Standort zu halten und nicht den einfachen Weg einer Verlagerung an die Grothusstraße gehe? Weil das die Einkaufssituation am Fersenbruch weiter schwächen und ein neuer Leerstand entstehen würde.

Thema Sportplatz: Nach Prüfung und Gesprächen mit den Sportvertretern und Gelsensport habe die Sportverwaltung dargelegt, „dass der Sportplatz aus sportfachlicher Sicht nicht für eine sportfremde Nutzung zur Verfügung steht“. Zur Standortsuche: Die Gebäude Grimmstraße 32 bis 40 sind laut Deutscher Annington vollvermietet, sollen modernisiert werden, stehen ergo nicht zur Verfügung.Die DA sei laut Verwaltung aber bereit, über den Verkauf des Gebäudes Grimmstraße 32 zu verhandeln. Bei der Frage nach einem alternativen Lebensmittelanbieter verweist die Stadt auf ein Gespräch mit dem Betreiber eines Vollsortiment-Kleinflächen-Konzepts.

Grundsätzlich werde das Ziel verfolgt, den Stadtteil Heßler nachhaltig als attraktiven Wohnstandort zu stabilisieren, zu dem auch eine funktionierende Nahversorgung gehöre.