Gelsenkirchener Demokraten verurteilen Hetze und Gewalt
•
Lesezeit: 3 Minuten
Gelsenkirchen. Nach den hässlichen Vorkommnissen der letzten Wochen hat eine Delegation von CDU-Politikern die Synagoge besucht und der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Judith Neuwald-Tasbach ihre Solidarität bekundet. Auch OB Frank Baranowski meldete sich direkt nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub bei ihr.
Auch das war spontan -- im positiven Sinn: Die CDU-„Urlaubsbesatzung“ hatte Parteichef Oliver Wittke, MdB, zusammengetrommelt, um nach den hässlichen Vorkommnissen der letzten Zeit am Montagmorgen in der neuen Synagoge ein Zeichen der Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zu setzen.
„Die Synagoge ist Teil unserer Stadtgesellschaft. Wir können nicht zulassen, dass Konflikte von draußen in unsere Stadt hineingetragen werden“, sagte Wittke. Man wolle sich nach dem Befinden der Mitglieder der jüdischen Gemeinde erkundigen, so der Parteichef.
Der bei dieser Gelegenheit großes Unverständnis über das Verhalten der Polizei äußerte. Die hatte antisemitische Sprüche bei der ersten Versammlung bekanntlich nicht wahrgenommen. Aber, so Wittke: „Man kann nicht einfach sagen, ,Wir haben nichts gehört’, also machen wir auch nichts. Der Vorgang ist noch nicht abgeschlossen.“
Judith Neuwald-Tasbach: „Es tut gut, dass Sie gekommen sind“
Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, war gerührt. „Es tut gut, dass Sie gekommen sind. Für uns ist die aktuelle Situation eine unerwartete. Wir haben gedacht, dass wir mit diesem Haus in der Normalität angekommen sind.“ Sie berichtete ihren Gästen, darunter auch Werner Wöll, Markus Karl und Birgit Lucht, von dem Schock, nach dem Gullydeckelwurf hierher zu fahren.
„Ich habe beim Fegen an meinen Vater gedacht und was der wohl dazu gesagt hätte.“ Dazu, mit welcher hasserfüllten Wucht die vermummten Täter, die von der Kameraanlage der Synagoge aufgezeichnet wurden, die Scheibe eingeworfen hätten. Werner Wöll betonte während des Gesprächs: „Was da passiert ist, ist absolut nicht tolerierbar. Wir brauchen hier keinen Stellvertreterkrieg.“
OB Baranowski: Werden Hass und Hetze nicht tolerieren
Auch Oberbürgermeister Frank Baranowski hat Montag nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub sofort mit der Judith Neuwald-Tasbach telefoniert und deutlich gemacht, dass es in GE nicht toleriert werde, wenn volksverhetzende Parolen gerufen würden.
„Natürlich darf jeder demonstrieren, auch wenn es gegen die Politik eines anderen Staates gerichtet ist und damit auch gegen die israelische Politik. Was wir aber keinesfalls tolerieren sind Hass, Hetze, Gewalt und Antisemitismus. Meinungsfreiheit rechtfertigt keine Volksverhetzung und erst recht keine Gewalt gegen Menschen oder Gebäude“, so der OB. Bei derartigen Vorfällen seien Polizei und Staatsanwaltschaft gefordert, sofort einzugreifen. Er halte es auch für angemessen, eine Demonstration, aus der volksverhetzende und antisemitische Parolen gerufen werden, sofort aufzulösen.
Neue Scheibe kostet die jüdische Gemeinde 6000 Euro
Rund 400 Mitglieder hat die jüdische Gemeinde, zu deren Einzugsbereich auch Gladbeck und Bottrop gehören. Es seien viele russische Juden darunter, sagte Judith Neuwald-Tasbach, die ihre Religion in ihrer Heimat nicht ausüben konnten, weil sie Angst hatten. „Ich habe Religion zu Hause gelernt und mir vieles von meiner Mutter abgeschaut“, erzählt sie. In der jüdischen Gemeinde sei das heute anders.
Historische und aktuelle Bilder der Synagogen des Ruhrgebiets
1/43
Die Kinder kämen zum Religionsunterricht und würden das Gelernte ihren Eltern weiter geben. Sie berichtete ihren Gästen, dass sich die jüdische Gemeinde wie die evangelische und katholische Kirche über Kirchensteuer finanziere. Was wegen der vergleichsweise kleinen Mitgliederzahl keine großen Summen seien. Vor diesem Hintergrund sei das zerstörte Fenster ein großer Kostenfaktor. Vandalismus sei nicht durch die Versicherung abgedeckt. Die Gemeinde muss 6000 € für ein neues Fenster selber stemmen.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.