Gelsenkirchen.

Die Meinungsfreiheit ist ein hohes, schützenswertes Gut. Wenn das Recht auf freie Meinungsäußerung jedoch von einigen wenigen fanatischen Scharfmachern dazu missbraucht wird, ungehindert antisemitische Hetze bei so genannten spontanen Versammlungen zu betreiben, sträuben sich mir die Nackenhaare.

Der Respekt vor Menschen jüdischen Glaubens, die mit dem schrecklichen Krieg im Gaza-Streifen nicht das geringste zu tun haben und Gewalt ebenfalls ablehnen, gebietet es, die Hasssprüche nicht auch noch nieder zu schreiben, um die ewigen Zweifler davon zu überzeugen, dass es sich tatsächlich um antisemitische Äußerungen gehandelt hat, die bei der ersten „Versammlung“ mitten in der Nacht, mitten in Gelsenkirchen zu hören waren. Aus der Menge heraus, die von der Polizei begleitet wurde. Aber die hat ja nichts gehört.

Geschadet haben die jungen Demonstranten mit überwiegend türkischen Wurzeln auch Mitbürgern muslimischen Glaubens. Die den friedvollen Fastenmonat Ramadan nicht dazu nutzen, nach dem Fastenbrechen nachts auf die Straße zu rennen und hier lebende Juden quasi zu Stellvertretern einer Tätergruppe im Nahen Osten zu stempeln.

Es kommentiert Inge Ansahl
Es kommentiert Inge Ansahl © WAZ FotoPool

Demonstranten skandierten "Israel Kindermörder"

Die Leute, die da während der ersten Demo nachts auf der Straße standen, Anwohnern den Schlaf raubten, „Israel Kindermörder“ skandierten und sich verbal auf die Seite der radikal islamistischen Hamas geschlagen haben, beflügeln das Misstrauen. Sie haben dazu beigetragen, dass sich Mitglieder der jüdischen Gemeinde 69 Jahre nach dem Ende des Holocaust unwohl fühlen. Das kann, das darf nicht sein. Das ist einfach beschämend!

Das demokratische Gelsenkirchen zeigt immer dann, wenn es geboten ist, Flagge gegen Rechts. Es ist spätestens nach dem Gullydeckelwurf auf die Synagoge in Gelsenkirchen höchste Zeit, gegen jede Form von Hetze, auch gegen muslimische, klare Kante zu zeigen. Selbst wenn es sich bei den meisten Demonstranten um harmlose Mitläufer gehandelt haben mag: Wehret den Anfängen!