Gelsenkirchen. Es ist die einzige stationäre Neurologie in Gelsenkirchen, die Prof. Claus Haase jetzt an den Evangelischen Kliniken übernommen hat. Der 47-Jährige will die Stroke Unit für Schlaganfallpatienten samt Früh-Reha weiter stärken. Und auch sonst hat der Facharzt für Neurologie noch viel am Klinikum vor.
Prof. Claus Haase musste man nicht erst überzeugen, dass Gelsenkirchen ein guter Ort zum Arbeiten ist. Der neue Chefarzt der Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie an den Evangelischen Kliniken an der Munckelstraße war mit seiner Familie sogar im Ruhrgebiet – in Recklinghausen – wohnen geblieben, als er 2012 ans Heilig-Geist-Krankenhaus nach Köln wechselte. Der 47-jährige Facharzt für Neurologie, klinische Pharmakologie, spezielle Schmerztherapie und medikamentöse Tumortherapie hängt an der Region. Trotz Ausbildung in Bonn, Leiden (NL) und Portland (USA). Die Uni-Kliniken Münster und Essen, das Max-Planck-Institut für Neurobiologie und das Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen waren Fortbildungs- und Arbeitsstationen.
Große Fortschritte bei Therapien
Am EvK nun will er die Klinik ausbauen, die er von Privat-Dozent Dr. Elmar Busch übernahm. Die Stroke Unit, die anerkannte Spezialabteilung für Schlaganfallpatienten mit zehn Plätzen, ist ein wichtiger Schwerpunkt des Hauses und die einzige derartige Anlaufstelle in der Stadt. „Ich war in Essen an der Uni-Klinik dabei, als die erste Stroke Unit eingerichtet wurde. Das Konzept hat sich klar bewährt. Auch, dass die Präsenz einer neurologischen Abteilung Voraussetzung für die Einrichtung ist,“ betont er.
Das Früh-Rehabilitationsangebot für Schlaganfallpatienten sei ein wichtiger Bestandteil der Klinik: „Neurologen achten auf und erkennen Symptome, die nach dem Schlaganfall auftreten können, aber nicht mit dem Stethoskop erkennbar sind.“ Etwa ein Drittel der Patienten im EvK kommen mit der Diagnose Schlaganfall, etwa 1000 sind es im Schnitt pro Jahr.
Therapieren ist ein wichtiges Stichwort für Prof. Haase: „Gerade auf dem Gebiet der Neurologie hat sich sehr viel verändert. Während es früher eine vorwiegend diagnostische Disziplin war, mit nur wenigen Therapiemöglichkeiten, können wir heute viele Erkrankungen auch heilen. Die Fortschritte sind enorm, auch bei den Medikamenten. Bei Multipler Sklerose etwa, wo man früher schon froh war, wenn der Rollstuhl verhindert werden konnte, können wir heute auch die allgemeine Lebensqualität gut erhalten.“
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Komplexbehandlung für Epilepsie-Patienten anbieten
Ein großer Teil der Patienten leidet auch unter Epilepsien. Für sie will Haase eine Komplexbehandlung aufbauen nach einem neuen multi-modalen Behandlungskonzept, heißt: inklusive logopädischer, ergotherapeutischer, neurophysiologischer sowie musik- und kunsttherapeutischer Behandlung. Denn epileptische Anfälle bekommt nicht nur ein kleiner Teil der Bevölkerung: etwa jeder 100ste Deutsche erleidet zumindest einmal einen solchen Anfall.
Besonders gefährdet sind zwar Heranwachsende und ältere Menschen. Doch auch in anderen Altersgruppen kann es zu so einem elektrischen Kurzschluss im Gehirn kommen. Schlafentzug, Drogen aller Art, bestimmte Flackerfrequenzen bei Computerspielen können Auslöser dafür sein. „Das ist gut therapierbar. Aber es ist wichtig, dass es behandelt wird.“ Was der neue Chef sich am meisten wünscht? „Mehr ärztliche Mitarbeiter. Es gibt viel zu wenige Neurologen. Und das wird nicht besser werden, im Gegenteil.“