Gelsenkirchen. . Das Bergmannsheil in Gelsenkirchen-Buer hat jetzt das Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet“ erhalten. Es ist damit das erste Krankenhaus in NRW und erst das zehnte in ganz Deutschland. Patienten werden hier direkt bei der Aufnahme auf Diabetes getestet und entsprechend behandelt.

Als das zehnte Krankenhaus in Deutschland und das erste in NRW wurde das Bergmannsheil Buer von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) mit dem Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet“ ausgezeichnet.

Möglich wurde diese Auszeichnung durch eine seit drei Jahren gewachsene und bis auf alle Ebenen ausgeweitete Zusammenarbeit von stationären Ärzten und niedergelassenen Diabetologen. „In der Regel ist es in deutschen Krankenhäusern so, dass Diabetologen nur gerufen werden, wenn der Blutzuckerspiegel eines Patienten, der wegen einer anderen Krankheit im Krankenhaus liegt, besorgniserregend ist“, erklärt Dr. Burkhard Jansen, niedergelassener Diabetologe.

Doch dieser Ansatz sei falsch. Vielmehr müsse die Grunderkrankung schon bei der Einlieferung berücksichtigt werden, da allein der Stress einer bevorstehenden OP immensen Einfluss auf den Zucker haben könne. „Diabetes ist wie ein Brandbeschleuniger“, erklärt Diabetologe Arnold Greitemeier, „ist der Patient falsch eingestellt, steigt das Risiko einer Wundinfektion, der Heilungsprozess wird verlangsamt, sogar das Sterberisiko erhöht sich.“

Positiv für den Krankheitsverlauf

Zudem zeigen laut Greitemeier jüngste Studien, dass eine richtige Einstellung des Zuckers auch im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes positive Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben kann.

Am Bergmannsheil wuchs somit die Idee, Diabetes, längst eine Volkskrankheit, im ganzheitlichen Klinikablauf zu berücksichtigen. „Nach einer Pilotphase im Frühjahr 2013 haben wir das Konzept auf allen Ebenen umgesetzt“, sagt Dr. Christoph Haurand, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie am Bergmannsheil.

Und das fängt bei der Patientenaufnahme an. „Da wird der momentane Blutzucker und der Langzeitwert gemessen“, erklärt Jansen, „daran kann man sehen, ob Diabetes vorliegt und wie man weiter behandeln muss.“ Dabei kann es sein, dass ein Patient vorher nichts von seiner Erkrankung wusste.

Pflegepersonal am Bergmannsheil wurde weitergebildet

Wichtig sei es gewesen, dass von den Fachärzten bis zur Krankenschwester alle hinter dem Projekt stehen. „Gerade in die Schwesternausbildung haben wir viel Power gesteckt“, sagt Haurand. Das Pflegepersonal wurde so fortgebildet, dass es eigenständig Insulin dosieren kann. Ein Team aus Diabetologe, Ernährungsberaterin und Diabetesassistentin übernimmt im Falle einer Erkrankung dann weitere Schritte wie einen Screeningtest zur Bestimmung des Schweregrads.

„So ein Zertifikat kann man natürlich nicht mal eben so mitnehmen“, sagt Greitemeier, „das muss auch gelebt werden.“ Wie eine Lawine sei die Überzeugung von dem neuen Konzept jedoch durch die Abteilungen gerollt. „Ich denke, dass dieser Ansatz die Zukunft ist.“