Gelsenkirchen. 10,8 Prozent der 3733 Schulabgängern im vergangenen Jahr, standen in Gelsenkirchen ohne Abschluss da. Die hohe Arbeitslosenquote und die Zahl der Förderschüler (1345) seien u.a. Ursachen dafür.
Gelsenkirchen. Es ist eine Spitzenplatzierung, die Bernd Zenker-Broekmann (54), vom Kommunalen Bildungsbüro lieber heute als morgen abgeben würde, wie er gestern sagte. 10,8 Prozent der 3733 Schulabgängern im vergangenen Jahr, standen in Gelsenkirchen ohne Abschluss da. Die hohe Arbeitslosenquote und die Zahl der Förderschüler (1345) seien u.a. Ursachen dafür. Zu diesem Ergebnis kommt eine Bildungsstudie des Caritasverbandes. Es ist der höchste Wert in NRW.
Das statistische Landesamt für Datenverarbeitung (IT) weist die Zahl der Schulabbrecher dagegen mit 8,6 Prozent aus. Gibt es bei den Berechnungen zwischen Caritasverband und Statistiker auch Unterschiede, so ist die Einschätzung sowohl von Seiten der Stadt als auch der Verbände deckungsgleich: „Egal ob zehn oder acht Prozent, es sind viel zu viele Menschen, die durch das Bildungssystem fallen“, sagen Zenker-Broekmann und Dagmar Eckart von der Koordinierungsstelle „Kein Kind Zurücklassen“ sowie Methe Weber-Bonsieben (60) vom Caritasverband Gelsenkirchen. Einigkeit herrscht auch darüber, dass sich dies in Laufe der nächsten fünf Jahre grundlegend ändern wird.
Niemand wird allein gelassen
„Wir haben vor zehn Jahren damit begonnen, alle Kräfte im Bildungsbereich zu bündeln“, sagt Zenker-Broekmann. Seitdem ist viel passiert. Ganztagsbetreuung ist Standard geworden. Schulsozialarbeiter gibt es mittlerweile in den Einrichtungen. Dazu kämen zahlreiche Projekte in der Familienförderung und Bildung sowie Familienzentren, die seit 2004 ausgebaut wurden. Eltern wurden eingebunden. Dagmar Eckart: „Es gibt allein 24 Brücken-Cafés und 77 Griffbereit-Gruppen.“ Alles eng miteinander verzahnt. Nur dauere es seine Zeit, bis all die Maßnahmen greifen. „Kinder, die 2004 eingeschult wurden,“ sagt Weber-Bonsiepen, „werden erst in den nächsten drei Jahren die Schulen verlassen.“ „Und deutlich mehr mit einem Abschluss, als heute“, ist sich Bernd Zenker-Broekmann sicher.
Trotz aller Zuversicht, Friede und Freude herrscht nicht und Eierkuchen steht nicht auf dem Runden Tisch der Bildungsförderer. Vielmehr werden Konzepte weiter optimiert, Lücken sollen geschlossen werden. So sind Familienzentren an Grundschulen geplant. Maßnahmen zur Koordinierung zwischen Schule und Beruf werden noch in diesem Jahr ergriffen. Auch um Schulabgängern ohne Abschluss Perspektiven aufzuzeigen. Es werde niemand allein gelassen. „Geschätzt 50 Prozent der Schulabbrecher“, sagt Dagmar Eckart, „machen ihren Abschluss früher oder später nach.“ Nicht zuletzt wegen der Maßnahmen durch Stadt und Verbände.