Gelsenkirchen.. Das Abitur eröffnet den Markt der Möglichkeit. Die WAZ hat interessiert, was die Abiturienten für ihre Zukunft planen – und bei vier Gelsenkirchenern nachgefragt. Die Antworten sind ganz unterschiedlich: von Planlosigkeit bis zu einem gesicherten Studienplatz ist alles dabei.
Während in NRW heute für alle Schüler die Sommerferien beginnen, gibt es da auch einige Schüler, die schon ganz lange „Ferien“ haben: die diesjährigen Abiturienten. Wobei „Ferien“ hier wohl der falsch gewählte Begriff ist, müssen doch gerade sie sich jetzt ganz konkret Gedanken machen über das, was nach der Schule kommt. Und der Markt der Möglichkeiten ist groß: Studium, Ausbildung, oder eine, wie auch immer gestaltete, Auszeit bei FSJ oder Auslandsaufenthalt – was soll es denn sein? Die WAZ hat bei vier Abiturienten von Grillo und Ricarda-Huch-Gymnasium nachgefragt.
Josephine Magga (18), Noel Isidoro dos Santos Ribeiro (20), Sahin Ipcioglu (18) und Lea Gehmeyr (17) haben vor Kurzem alle ihr Reifezeugnis erhalten, nun trennen sich ihre Wege und es geht hinaus in die Welt.
Ein halbes Jahr Auszeit
Das zumindest trifft bei Lea zu. Die 17-Jährige plant einen Auslandsaufenthalt in Mexiko, den sie im Oktober antreten wird. Über eine Organisation bewirbt sie sich dort für Praktika. „Am liebsten im sozialen Bereich. Denn der interessiert mich und ich kann schon mal erste Arbeitserfahrungen sammeln.“ Im Vordergrund jedoch steht für Lea „das halbe Jahr Auszeit“. Was dann nach dem Ausland kommt? Das weiß sie noch nicht, sie glaubt aber, ihre Vorstellungen durch die Auslandserfahrung festigen zu können. Ein Studium, da ist sie sich schon recht sicher, wird es werden.
Für den großen Traum lohnt es sich zu kämpfen
Ebenfalls studieren möchte Sahin. Er strebt ein Lehramts-Studium an, sofern er die Zusage erhält, studiert er ab Oktober Sport und Chemie in Dortmund. Die Sportprüfung dafür hat der 18-jährige schon bestanden. „Mein einziger Wunsch war, dass ich Sport studieren kann“, sagt er. „Außerdem vermittele ich Leuten gerne etwas.“ So sei also die Wahl auf den Lehrberuf gefallen. Sein zweites Fach Chemie hingegen sei „eher Mittel zum Zweck“, gibt er zu. Das hat er schon seit der Unterstufe nicht mehr gehabt und weiß deshalb gar nicht, wie er sich darin machen wird, aber Naturwissenschaften seien bei Lehrern eben gefragt. „Ja, vielleicht ist diese Wahl etwas riskant, aber es ist mein Traum und dafür lohnt es sich zu kämpfen.“
Noel hingegen weiß noch „so gar nicht“, wo er hin möchte. „Ich finde es total schwierig zu sagen, wo ich mich in sieben Jahren sehe“, erklärt er. Doch ein Studium soll es definitiv sein. Er hat sich an vielen Universitäten beworben, sein Wunsch wäre aber, in Bochum angenommen zu werden. Sein momentaner Plan: „Ich gucke erstmal wo und für welche Studiengänge ich angenommen werde und entscheide dann intuitiv.“
Traumberuf gefunden
Josephines beruflicher Werdegang ist schon am Weitesten geebnet. Sie beginnt ein duales Studium zur Polizeikommissarin und hat somit die Möglichkeit, ihren Traumberuf auszuüben. „Ich wollte schon seit der siebten Klasse Polizistin werden“, sagt sie. „Dann habe ich in der zehnten Klasse noch mein Schulpraktikum dort gemacht und bin mir spätestens seither wirklich sicher.“ Vor über einem Jahr hat sie sich beworben, im September geht es los.
Die Schulische Berufsfindung ist nur teilweise hilfreich
Die vier Abiturienten mussten sich auch in der Schule viel mit dem Thema berufliche Zukunft auseinander setzen. Unter anderem durch einen Berufsnavigator, bei dem sie sich selber einschätzen und auch von anderen einschätzen lassen sollten. Oder aber bei dem Besuch diverser Berufsmessen. „Das hat aber nur wenig gebracht“, sind sie sich einig. „Beim Berufsnavi war es wirklich schwierig, alleine durch Stichworte herauszufinden, welcher Beruf zu einem passt.“ Die Ergebnisse hätten auch auf kaum jemanden wirklich zugetroffen. „Und auf den Messen bin ich immer nur planlos rumgerannt und habe Kulis oder Gummibärchen eingesteckt“, lacht Sahin. „Man muss sich schon in Eigeninitiative informieren, erst dann bringen solche Messen auch etwas“.
Generell aber finden sie wichtig, durch die Schule auf „die Zeit danach“ vorbereitet zu werden. Nur wie genau man eine solche Berufsfindung effektiver gestalten könnte, das wissen sie nicht.
Uneinigkeit bei G8
Ob beispielsweise ein weiteres Schuljahr ihnen gut getan hätte, darin sind sich die Vier uneinig. Während Sahin glaubt, dass er an einem Jahr Schule weiter gereift wäre und sogar freiwillig wiederholen wollte, findet Josephine es „nicht schlimm, Abi nach G8 gemacht zu haben“. Lediglich den Mangel an Lehrstoff für G8-Schüler, den bemängeln sie alle.