Gelsenkirchen. Das am alten Erzbunker angesiedelte Projekt „Investment Zone“ präsentierte einen Zwischenstand. Musik und Kunst unter freiem Himmel sind einige der Ergebnisse. Ein Objekt fiel wiederholt Vandalen zum Opfer.

Seit April tut sich was auf dem Gelände des Schalker Vereins. Angrenzend an den alten Erzbunker und den daneben angesiedelten Skatepark nutzen zehn Personen eine 30 mal 30 Meter große Fläche, um sie nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Es handelt sich dabei um eine „Investment Zone“, in der die zehn Spieler das Gebiet nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten dürfen. Doch es gibt einige Regeln zu beachten. Die Spieler treffen sich bis Mitte September zwölf Mal im Abstand von 14 Tagen, jeder Spieler erhält pro Treffen 50 Euro, die in das Spielfeld investiert werden müssen und nach jedem Treffen muss jeder Spieler darüber berichten, worin er das Geld investiert hat.

Parallel-Projekt in indischer Stadt

Am Samstagvormittag stellten die Teilnehmer und Beteiligten ihre bisherigen Ergebnisse vor. „Das Planspiel läuft sowohl in Gelsenkirchen als auch in Bangalore in Indien“, erklärte die Künstlerin Tellervo Kalleinen. Von ihr und Oliver Kochta-Kalleinen stammt das Konzept. „Dieses Gelände steht seit elf Jahren leer und daher wollten wir Leute aus der Stadt daran teilhaben lassen, das Feld zu gestalten“, ergänzte sie. Man möchte globale Verbindungen schaffen, es soll aber auch die Gruppendynamik in den verschiedenen Städten verglichen werden. „Es ist ein soziales Experiment“, fasste es die Künstlerin aus Finnland zusammen.

Besonders interessant seien die Kontraste: Während Gelsenkirchen eine Stadt ist, die schrumpft, „handelt es sich bei Bangalore um eine schnell wachsende Stadt“, so Philip Horst von KunstRePublik.

Investment Zone - Archipel Invest - KunstRePublik - Urbane Künste Ruhr

Das Projekt „Investment Zone“ basiert auf einem Konzept der Künstler Tellervo Kalleinen und Oliver Kochta-Kalleinen. Es wird innerhalb des „Archipel Invest“, einem Projekt der „KunstRePublik“, umgesetzt und liegt im Produktionsrahmen der Urbane Künste Ruhr.

Die „Investment Zone“ kooperiert mit den indischen Partnerorganisationen JAAGA.IN und dem Goethe-Institute Bangalore. Nähere Informationen unter www.investmentzone.info

Die Gruppe könnte unterschiedlicher nicht sein: Unter anderem nehmen zwei Schüler, ein Journalist, ein Künstler, eine Verkehrsplanerin und ein Architekt an dem Projekt teil. Nicht jeder Teilnehmer konnte am Samstag dabei sein, einige waren auch im Urlaub. So etwa der Schüler Florian Maeling. Er plant ein „Free Piano“ und hat dafür sein Geld bisher in eine selbst gebaute Empore, ein Klavier von Ebay und in das Stimmen des Klaviers investiert. Das hat er auch in Videos festgehalten, die am Samstag präsentiert wurden.

Eine weitere Investition, die man schon jetzt sehen kann auf dem Gelände, ist ein Lichtobjekt, das so platziert ist, dass man es auch aus den dort entlangfahrenden Zügen erblickt. Die Holzplatten dafür stehen schon: „Das Objekt soll noch solarbetrieben werden“, erklärt Künstler Roman Pilgrim. Das Budget in Höhe von 50 Euro alle zwei Wochen sei eine Herausforderung: „Meistens nehme ich mir einen ganzen Tag Zeit, um am Objekt zu arbeiten, jetzt fehlen noch die letzten Holzplatten, dann kann ich es künstlerisch gestalten und zementieren.“

Box zum Bemalen freigegeben

Nicht jeder hatte das Glück, etwas präsentieren zu können. So wurde eine Box, die man von außen bemalen konnte, bereits das fünfte Mal zerstört – trotz Hinweisschild mit der Aufschrift „Das ist Kunst, bitte nicht kaputt machen!“ Die Box wurde trotzdem gewürdigt und jeder stellte sich mal rein, um die Kunst wirken zu lassen.

Nach den Präsentationen hatten die Teilnehmer und Besucher die Möglichkeit, über einen Live-Chat mit einer Teilnehmerin aus Bangalore zu sprechen. „Was passiert in einem Jahr?“, war eine Frage. „Wir hoffen, dass es ein glücklicher Platz wird“, antwortete sie.

Und was passiert dann in Gelsenkirchen? „Am Ende haben wir etwas Einzigartiges“, erzählte Tellervo Kalleinen. „Wir hoffen, dass der Prozess fortgesetzt wird.“