Gelsenkirchen. Heinz Olschewski aus Bismarck ging während des Krieges die Gleise entlang, bis er zu Hause ankam. So fand er den Weg von der Kriegsfront bis nach Gelsenkirchen. Dort versteckten ihn seine Eltern auf dem Heuboden eines Ziegenstalls. Seine Nichte Ellen Stramplat hat die Erinnerungen an seine Flucht aufgeschrieben.

Das Gedenken an den Bombenregen auf Gelsenkirchen in diesem Jahr weckt bei Ellen Stramplat Erinnerungen an die Erzählungen ihres Onkels Heinz Olschewski. „Er hat in den letzten Kriegstagen eine waghalsige Flucht vollbracht und hat mir später oft davon erzählt“, sagt die Gelsenkirchenerin.

Ihr Onkel verstarb im August 2012, die Erinnerungen sind jedoch geblieben. Ellen Stramplat hat sie aufgeschrieben in einem Buch, in dem sie für private Zwecke ihr die Geschichte ihrer Familie aufgezeichnet hat. Dort ist unter dem Kapitel „Die Flucht“ in Ich-Form zu lesen: „1943 wurde ich als Siebzehnjähriger zur Wehrmacht des ‘Dritten Reiches’ eingezogen und bei der 16. Panzerdivision vor Stalingrad eingesetzt.“ Zwei Mal wurde Heinz Olschewski dort verwundet.

„Nach meiner Genesung wurde ich dann in der Normandie eingesetzt. Die Invasion der Allierten in der Normandie im Juni 1944 bewirkte, dass die deutschen Truppen sich zurückziehen mussten und die deutsche Wehrmacht sich in Auflösung befand. Mir war bewusst, dass der Krieg verloren war. Ich wollte jedoch nicht in Gefangenschaft geraten. Daher machte ich mich zusammen mit einem Kameraden auf zu einer abenteuerlichen Flucht. Wir deponierten außerhalb unseres Feldlagers ein Motorrad, schlichen uns an den Wachposten vorbei und fuhren in der Nacht los. Die Fahrt über Belgien und Holland dauerte einige Tage. Wir übernachteten in leeren Scheunen und lebten davon, dass wir unterwegs etwas zu essen ‘fanden’“, so hat es Heinz Olschewski seiner Nichte erzählt.

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Flucht nach Venlo

Ihm und seinem Kameraden gelang die Flucht nach Venlo, wo sie bei dem Onkel des Kameraden im Gewächshaus versteckt wurden. Nach ein paar Wochen machte sich Heinz Olschewski dann alleine und zu Fuß auf in Richtung Ruhrgebiet: „Ich wanderte nur nachts auf den Bahngleisen über Duisburg nach Gelsenkirchen. Schließlich gelangte ich in der Dunkelheit zu meinem elterlichen Haus in Bismarck. Meine Eltern waren überrascht und erfreut, denn inzwischen hatten sie eine Vermisstenanzeige erhalten und dachten, ich sei tot.“

Um nicht entdeckt und als Deserteur erschossen zu werden, wagte sich Heinz Olschewski nur nachts bei Bombenalarm zum Luftschnappen in den elterlichen Garten. Als die Angriffe im Dezember 1944 zahlreicher wurden, lief auch er in Todesangst in einen Bunker. „Vor dem Bunker stand aber Militärpolizei. Ich wurde erwischt und nach Rheine in die Militär-Kaserne gebracht.“ Doch als die Kaserne bombardiert wurde, gelang ihm auch von dort die Flucht nach Hause. Wieder zu Fuß. . .