Jupp lebt allein. Vor zehn Jahren ist seine Frau gestorben. Und auch, wenn sie den unschönen Namen Hexe trug, hing der heute 40-Jährige an ihr. Aber Jupp ist kein Mensch. Er ist ein 15 Kilogramm schwerer Siamang aus der Familie der Gibbons. „Seitdem seine Frau gestorben ist, hat er kein anderes Tier mehr in sein Gehege gelassen“, sagt Klaus Johann, der eine Gruppe WAZ-Leser durch den Duisburger Zoo führt. Bei der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ hören die 20 Besucher viele solche Geschichten, die normal nicht auf dem Programm eines Zoo-Tages stehen. Ein spannender Blick hinter die Kulissen.
So ist es normalerweise nicht erlaubt, bei Rüdiger, der Riesenschildkröte, übers Geländer zu steigen, um dem 80 Jahre alten Tier über den harten Panzer zu streicheln. Aber mit dem WAZ-Fotografen ist selbst das für ein kurzes Foto erlaubt.
Allesamt gehören die Tiere, die besucht werden, zu den älteren Semestern im Zoo – quasi zur Rentner-Fraktion. „Oldies“ nennt sie Klaus Johann liebevoll. In den Ruhestand gehen sie trotzdem nicht, sondern zeigen sich täglich den Besuchern. Und laut Klaus Johann macht das den Tieren in der Regel nichts aus: „Es gibt kein Tier, das unruhig wird, wenn Menschen vor dem Gehege stehen.“
Bei Jupp, dem Gibbon, ist sogar genau das Gegenteil der Fall. Da alle Versuche scheiterten, ihn wieder mit einem Artgenossen zusammenzubringen, gaben die Tierpfleger es schließlich auf. Der Affe hatte sich ohnehin schon seine neuen Freunde unter den Menschen gesucht. Die Tierpfleger können sich kaum in sein Gehege wagen, ohne dass er sich auf sie stürzt, um sich ein paar Streicheleinheiten abzuholen. „Aber Vorsicht“, sagt Johann, „seine Liebe kann auch weh tun“. Fest zupacken kann der kleine Affe.
Freude an den Kontakt mit den Menschen scheinen auch die Delfine zu haben. Die Ränge um das Becken sind gerappelt voll. Die Show startet gleich. Die Tiere springen und tollen durchs Wasser. Sie fangen Bälle und werfen sie zur Tierpflegerin Natascha Paul zurück. Oft stand das Delfinarium wegen dieser Show schon in der Kritik. Aber Tierpfleger Thomas Lange erklärt nach dem Auftritt der Tiere, dass die Delfine alles freiwillig machen, was sie an Kunststückchen vorführen. Wenn sie keine Lust haben, dann hilft es nicht mal, sie mit Fisch zu bestechen. „Wir hatten es schon geschafft, dass wir ein Fernsehteam hier hatten und kein Delfin Lust hatte“, sagt Lange. „Dann können wir sie auch nicht zwingen.“ Am Ende erbarmten sich die Tiere doch – und das dann auch ganz ohne Fisch.
Und auch Jupp lässt sich von Menschen nicht viel sagen. „Komm mal her, Jupp“, rief ein Besucher. Zeigen wollte er sich nicht.