Gelsenkirchen/Oberhausen. Ein 64-Jähriger Oberhausener soll am Samstag zwei Frauen auf einem Reiterhof in Gelsenkirchen angeschossen haben. Die 50 Jahre alten Zwilingsschwestern befinden sich auf dem Weg der Besserung. Der Tatverdächtige sitzt wegen versuchten Totschlags in U-Haft. Er schweigt zu den Hintergründen der Tat.
Gewaltverbrechen in Gelsenkirchen: Am frühen Samstagabend hat ein Bewaffneter zwei Frauen auf dem Reiterhof Gut Nienhausen im Stadtteil Feldmark angeschossen und lebensgefährlich verletzt.
Die beiden Opfer, zwei 50 Jahre alte Zwillingsschwestern, wurden noch am Abend und in der Nacht notoperiert. Nachdem bei beiden unmittelbar nach der Tat akute Lebensgefahr bestand, befinden sie sich nun auf dem Weg der Besserung, teilte die Mordkommission am Sonntagmorgen mit. Völlig unklar sind noch die Hintergründe und das Motiv der Tat, die sich am Samstag zwischen 17.30 Uhr und 17.40 Uhr auf dem Hof, der 800 Meter von der Trabrennbahn Gelsenkirchen entfernt liegt, ereignete.
Verdächtiger ließ sich widerstandslos festnehmen
Zeugen berichteten, dass der Täter mit einem Auto flüchtete. Die Polizei löste daraufhin eine Großfahndung aus, auch ein Hubschrauber war an der Suche beteiligt. Vermutet wurde der Mann in seiner Wohnung in Oberhausen-Osterfeld. Dort überredete ein Spezialkommando den mutmaßlichen Täter am späten Samstagabend, aufzugeben.
Der Tatverdächtige ließ sich widerstandslos festnehmen. Bislang schweigt der 64-Jährige gegenüber der Polizei. Die Tatwaffe, eine Schusswaffe Kaliber 22 (6,35 mm), stellten die Polizisten in dessen Wohnung in Oberhausen sicher. Die Polizei prüft derzeit noch, ob der Mann rechtmäßig im Besitz der Waffe war.
Haftbefehl wegen versuchten Totschlags
Die Polizei macht mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen derzeit noch keine Angaben darüber, in welchem Verhältnis der Tatverdächtige zu den beiden Schwestern stand. Die Opfer konnten von der Polizei noch nicht befragt werden. Es soll sich bei ihnen um die Eigentümerin des Reitgutes Nienhausen, Claudia B., und ihre Schwester Andrea handeln. Vom mutmaßlichen Täter heißt es, er sei Bauführer des angeschlossenen Baubetriebs gewesen.
Der 64-Jährige wurde am Sonntagmittag einer Haftrichterin vorgeführt. Der Oberhausener sitzt inzwischen wegen des Verdachts auf versuchten Totschlag in Untersuchungshaft.
Ganz normaler Reitbetrieb, als die Schüsse fielen
Es war ganz normaler Reitbetrieb auf dem Hof, als die Schüsse fielen. Eine Anwohnerin hatte drei laute Schüsse gehört, glaubte zunächst an ein Feuerwerk. Bis sie die Polizeisirenen hörte. Im Hinterland des Gutes, in Sichtweite des Hauses der Anwohnerin, ritten noch Kinder. Sie brachten die Beamten als erstes in Sicherheit, da der bewaffnete Täter zu dem Zeitpunkt noch flüchtig war.
Am Sonntag war es fast gespenstisch ruhig auf dem Hof. Einige Eltern haben ihre Kinder zum Reiten gebracht, Jugendliche und Mitarbeiter aus den Stallungen betreuen die Kinder. Über die tragischen Ereignisse von Samstag will hier keiner sprechen, die Kinder werden wohlweislich abgeschirmt. Eine Beziehungstat sei das definitiv nicht gewesen, betont ein Helfer, der die Bilder vom Samstag nicht aus dem Kopf bekommt.
Ein anderer Anwohner kennt den mutmaßlichen Täter: Er sei ein ruhiger, besonnener Mann, gewesen, betont er. Einer, der immer mit angepackt hatte, zuletzt noch in dieser Woche, als es galt, die Wege frei zu räumen von den Sturmschäden. Claudia B. hatte das Gut vor drei Jahren übernommen, seither soll auch der Mann dort tätig sein. Warum es zu der Tat kam, bleibt zunächst ungeklärt.