Gelsenkirchen. . Für rund 1,5 Millionen Euro kauft die Stadt Gelsenkirchen als Schulträger neue Bücher. Das Los musste entscheiden – mit dem Resultat, dass 17 auswärtige Firmen den Auftrag erhielten und die ortsansässigen Händler in die Röhre guckten.

Früher kaufte die Stadt Gelsenkirchen als Schulträger ihre Schulbücher bei den ortsansässigen Buchhändlern. Heute muss sie die Sammelbestellung, da sie über 500.000 Euro liegt, europaweit ausschreiben. Das verfolgen die örtlichen Buchhändler mit Verdruss.

Für das kommende Schuljahr 2014/15 gibt die Stadt rund 1,5 Mio Euro für neue Schulbücher aus. Dafür gingen über 130 Angebote bei der Stadt ein, aus allen Ecken der Republik. Bemerkenswert war, dass wegen der Buchpreisbindung 121 Angebote identisch waren. So musste das Los entscheiden – mit dem Resultat, dass 17 auswärtige Firmen den Auftrag erhielten und die ortsansässigen Händler in die Röhre guckten. Sie müssen dadurch Umsatzeinbußen hinnehmen.

Vorteile für Stadt, Schulen, Handel

Der Stadt bringt das Verfahren kaum Vorteile. Sie bekommt einen Rabatt von 15 Prozent – gegenüber 12 Prozent bei den örtlichen Buchhändlern. Dennoch sieht man im Rathaus keine Möglichkeit, die europaweite Ausschreibung zu umgehen, wie auf Anfrage der WAZ Stadtsprecher Oliver Schäfer sagte: „Sie ist vorgeschrieben, sobald eine gewisse Auftragssumme überschritten wird.“ Bei einem Volumen von rund 1,5 Millionen Euro sei das der Fall gewesen.

Andere Städte wie Bochum nutzen ein dezentralisiertes Verfahren. Die Schulen erhalten ein Budget und holen sich Angebote von Händlern und Verlagen auch aus der Region. Das hält man im Gelsenkirchener Rathaus für zu aufwändig. „Es hätte zur Folge, dass an 89 Schulen ein vereinheitlichtes Verfahren eingeführt werden müsste, der Verwaltungsaufwand stiege – und das Ausschreibungsverfahren würde wahrscheinlich den Schulsekretärinnen aufgebürdet werden“, so der Stadtsprecher.

Die Uni-Buchhandlung in Hamburg sahnt ab

Buchhändlerin Sabine Piechaczek, Geschäftsführerin in der Buchhandlung Junius, sähe es dennoch gerne, wenn die Gelsenkirchener Schulen ihr Budget selbst verantworten könnten. Sie hätten dann die Möglichkeit, die Bücherbestellung selbst in die Hand zu nehmen. Der Rabatt fiele zwar geringer aus, als wenn die Stadt den Auftrag erteilt, „aber diese drei Prozent werden durch den Verwaltungsaufwand, der durch die Ausschreibung entsteht, aufgefressen.“

Nach Ansicht der Buchhändlerin würden die Vorteile für die Stadt, die örtlichen Buchhändler und die Schulen überwiegen. Piechaczek: „Wir pflegen die sozialen Kontakte zu Schulen, machen Aktionen zum Tag des Buches, Schulen fragen nach, ob ihre Schüler bei uns ein Praktikum machen können – und dann sahnt eine Uni-Buchhandlung in Hamburg ab.“ Früher jobbten noch zwei Studenten in den Semesterferien im Buchladen Junius, um die städtische Schulbuchbestellung abzuarbeiten. Auch diese Jobs sind weggefallen.