Gelsenkirchen. Die Veranstalter sorgten auf Consol unter dem Motto „Sommer - Sonne - Liebe“ für ein gelungenes Alternativprogramm zum schlechten Wetter. Der Nordsternpark versank in einem tollen Farbenmeer, allerdings auch im Dauerregen.

„Sommer - Sonne - Liebe“ lautete am Samstag bei der Nacht der Industriekultur das Motto, das sich die Verantwortlichen für das Consolgelände ausgedacht hatten. Für das schlechte Wetter konnten die Consol-Akteure nichts. Mit Workshops gelang es ihnen trotzdem, echte Urlaubsstimmung nach Bismarck zu holen. Trotzt Dauerregens wehte ein Hauch von Copacabana über das ehemalige Zechengelände.

Beim Workshop „Brasilianisches Gehen“ mussten die Teilnehmer ihr regenfestes Schuhwerk gegen Flip-Flops und High-Heels tauschen. Kein Problem, kamen die Temperaturen in der Lüfterhalle denen an der Copacabana doch sehr nahe.

Einblicke in das Lebensgefühl Flip-Flop

Den Rest erledigten die aus Rio stammende Theaterpädagogin Mayra Capovilla und Consol-Schauspieler Manuel Moser. In 15 Minuten brachten die beiden den Neugierigen die Grundlagen in Sachen Leichtigkeit, Balance und Leidenschaft bei. „Die Brasilianer tragen immer Flip-Flops, egal ob auf der Baustelle oder im Anzug“, gab Moser einen Einblick in das „Lebensgefühl Flip-Flop“.

Mayra Capovilla stimmte die Besucher ebenfalls auf den Takt ihrer Landsleute ein: „Stellen sie sich vor, es ist erlaubt, zu spät zukommen. Alle anderen kommen auch zu spät.“ Nach der kleinen Weltreise an den Zuckerhut konnten die Extraschichtler auch an einem Samba-Crashkurs teilnehmen.

Statt Regen: Weltreise im Kopf

Ihr eigenes Reiseziel konnten sich die Besucher in der Halle des Consol Theaters bei einer begehbaren Klang-, Raum- und Lichtinstallation aussuchen. Auf einem Zettel wurde das Ziel notiert, in einem Koffer verstaut und schon konnte die imaginäre Reise auf einem Floß losgehen. Mit Urlaubsmusik, Gewitter, Sturm und Sternenhimmel untermalt, fanden sich die Weltenbummler an ihrem Lieblingsort wieder. Eine Etage tiefer gab es „Geschichten vom Sommer“. Dort drehte sich alles um das WM-Gastgeberland. Unter der Überschrift „Von Pelé bis Garrincha“ wurden Fußballgeschichten vorgelesen und die „Bucheckern“ trugen zeitgenössische Literatur aus Brasilien vor. André Wülfing übernahm am späten Abend das Ruder, beispielsweise mit Geschichten über einen Brasilianer in Berlin.

Harter Kern ließ sich vom Wetter nicht abschrecken

Auch die anderen Kulturschaffenden auf Consol beteiligten sich am Programm: Die Bands aus dem Musikprobenzentum gaben unplugged Rock zum Besten. Und die Marchingband „Marching Klänge 06 e.V.“ zeigte ihr Können. Die bunte Truppe aus Herne probt seit einem Jahr in den Räumlichkeiten der Bergbau-Sammlung Werner Thiel im nördlichen Maschinenhaus. Die Band hat es sich auf die Fahnen geschrieben, die klassische Musik der Spielmannszüge zu reformieren. Zum Repertoire gehören nicht nur Märsche, sondern auch Pop-Songs oder Fußballlieder. Dass auch das Steigerlied dazu gehört, zeigte die Band bei einem kleinen Konzert in der Thiel-Sammlung.

Die gewaltige Fördermaschine setzte im südlichen Maschinenhaus ihre 285 Tonnen unter staunenden Blicken in Bewegung. Und der harte Kern der Extraschichtler ließ sich auch vom Wetter nicht abschrecken: Historiker Karsten Plewnia konnte sich bei seinen industriegeschichtlichen Führungen über mangelndes Interesse nicht beschweren.