Gelsenkirchen.
Kein ausverkauftes Großes Haus zum 8. Sinfoniekonzert der Neuen Philharmonie Westfalen (NPW) unter der Leitung von Generalmusikdirektor Heiko Mathias Förster. Schade. Jedem, der Montagabend fehlte, ist ein hochemotionaler Abend entgangen.
Der „tanzende“ Strauß des Dreivierteltakts war Neujahr, am Montag beherrschte der dramatische Richard Strauss das Musiktheater im Revier. Das Sinfoniekonzert Försters – eine Hommage an den großen Komponisten.
Fanfarenstöße von Hörnern und Trompeten
Zärtlich und leise mit einem Dialog von erster Geige und Glockenspiel ist der Einstieg zu „Don Juan“, der Tondichtung von 1888 (op.20). So facettenreich der berühmte spanische Liebhaber, so wechselvoll gestalten sich die 18 Minuten Musik. Treibende Harfen hin zu einem Crescendo der Lüste, Fanfarenstöße von Hörnern und Trompeten – dann ein Bruch. Sanfte Querflöten über einem Teppich von sonoren Bratschenklängen. Nach dem wiederholten Aufbäumen der Bläser ein ostinato der Streicher. Dann auf dem Höhepunkt Stille – fünfzehn leise Takte folgen lento, hier ein Strich, dort ein dumpfer Paukenschlag, langsam verklingt der letzte Ton. Schade, dass es im Publikum jemanden gibt, der zeigen will „ich weiß wann das Stück zu Ende ist“ und sofort mit dem Klatschen beginnt.
Mit dem Konzert für Violine und Orchester d-moll (op.8) geht es intensiv weiter. Die Solistin Susanna Yoko Henkel verzaubert mit einer vollendeten Technik. Das Allegro und Rondo Prestissimo (Satz I+III) von Strauss verlangen der Solo-Violine wahnsinnige Geschwindigkeit ab. „Das ist vom Schwierigkeitsgrad mit Werken von Paganini zu vergleichen“, sagt die Geigerin selber. „Schade, dass das Frühwerk Strauss so selten gespielt wird.“
Harmonie im Zusammenspiel mit dem Orchester
Im zweiten Satz kann Henkel ihre sehnsuchtsvolle Seite zeigen. Absolute Harmonie im Zusammenspiel mit dem Orchester versteht sich von selbst. Ihre Zugabe, eine Sarabande von Johann Sebastian Bach, taucht den Saal in andächtige Atmosphäre. Nach der Pause geht es mit Paukenschlag in die sinfonische Dichtung „Also sprach Zarathustra“. Eine der mitreißensten musikalischen Interpretationen von Dichtung überhaupt, von der NPW meisterhaft dargeboten.
Bravo-Rufe für die große Leistung eines großen Orchesters.