Gelsenkirchen. . Bei einer Podiumsdiskussion im Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium waren MdEP Jutta Haug (SPD) und MdL Markus Töns (SPD) zu Gast. Die Schüler stellten Fragen zu Jugendarbeitslosigkeit, Atommüll und Vorratsdatenspeicherung und gaben Europa-Statements in verschiedenen Sprachen ab.
Europa wird am Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium groß geschrieben, nicht nur am deutschlandweiten Europatag, an dem sich am gestrigen Montag bundesweit Schulen beteiligten. An der Hammerschmidtstraße in Bulmke-Hüllen hatte man zu diesem Anlass Europaparlamentsmitglied Jutta Haug (SPD) und Landtagsmitglied Markus Töns (SPD) zu einer Podiumsdiskussion in die Aula eingeladen. Im Publikum saßen Schüler und Schülerinnen der Stufen EF/10 und Q1/11. Erst wenige Tage zuvor hatte der Sozialwissenschafts-Kurs der Schule zum zweiten Mal hintereinander für das Gauß-Gymnasium beim Euroscola-Wettbewerb eine Reise nach Straßburg gewonnen.
Haug sieht Türkei im Rückschritt
Thema der Podiumsdiskussion war die Europawahl am 25. Mai. Die Schüler stellten Jutta Haug und Markus Töns u.a. Fragen zum EU-Beitritt der Türkei, zur Jugendarbeitslosigkeit, zur Vorratsdatenspeicherung, zu Atommüll und zu Lebensmittelverschwendung. Deutliche Worte fand Jutta Haug, als sie auf den Beitritt der Türkei angesprochen wurde. Der sei ja bereits beschlossene Sache, erinnerte das Europaparlaments-Mitglied, jetzt müsse noch über 36 Kapitel verhandelt werden zwischen EU und Türkei. „Was bei uns medial ankommt, macht nicht viel Hoffnung“, kommentierte sie die jüngsten Entwicklungen im Reiche Erdogans. In Sachen Demokratie und Menschenrechte vermittle die Türkei für sie aktuell einen Eindruck von Rückschritt, so Haug.
Gauß-Schüler schon zum zweiten Mal bei Euroscola
Euroscola ist eine Veranstaltung für Schulen, bei der Schüler mehr über die europäische Integration erfahren können, indem sie sie selbst erleben. Für die Veranstaltungen werden Schüler aus allen 28 Mitgliedstaaten der EU ausgewählt, die dann für einen Tag Mitglied des Europäischen Parlaments in Straßburg sind - und zwar direkt vor Ort.
Sie debattieren im Plenum und in Ausschusssitzungen über aktuelle Themen und nehmen an Abstimmungen über Entschließungen teil. Dabei setzten sie ihre Sprachkenntnisse ein und lernen andere Schüler aus ganz Europa kennen. Ihre Lehrer haben die Möglichkeit, Kollegen zu treffen und sich über Unterrichtsmethoden auszutauschen.
In einer vorangegangen Wortmeldung in türkischer Sprache – es gab außerdem Schülerstatements zu Europa auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Polnisch, Kroatisch und Russisch – hatte eine in Deutschland geborene Schülerin mit türkischen Wurzeln ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, dass sich die politische Situation und die Menschenrechte in der Heimat ihrer Eltern verbessern: „Die meisten Türken, die in Europa leben, wünschen sich bessere Kontakte zwischen Europa und der Türkei.“
Jugendarbeitslosigkeit als großes Thema
Markus Töns brachte die Jugendarbeitslosigkeit in der EU auf die Palme. Die Begriffe „Katastrophe“ und „Skandal“ kamen ihm über die Lippen, als er die Mitgliedsstaaten - Deutschland inbegriffen - für die hohen Jugendarbeitslosigkeitsquoten in Spanien (50%), Portugal (40%) und Griechenland (60%) mitverantwortlich machte. Eine ganze Generation werde da „abgekoppelt“: „Es war keine gute Idee, den Haushalt herunterzufahren.“
Auch in Sachen Atommüll gab es keine guten Nachrichten vom Podium. Eine gesamteuropäische Lösung sei keinesfalls in Sicht, so Haug. An der Kommission, die sich in Deutschland mit einem geeigneten Endlager befasst, könne man schon sehen, wie schwierig dieses Thema sei.