Gelsenkirchen.
Der Titel macht’s spannend. „Cicero-Durchschuss - Ausschlachten“ heißt die Ausstellung, die am Samstag im Atelier „JRS“ eröffnet wird.
Spätestens hier erklärt sich dann das Motto, denn das Arbeitsmaterial des Essener Künstlers Klaus Wilmar Finger kommt direkt aus entrümpelten, ausgeschlachteten Druckerwerkstätten.
„Mein Interesse gilt dem Spiel mit den Formen“
Seine Arbeiten, Collagen, Installationen, Objekt-Kästen, Drucke, entstehen allesamt aus Fundstücken. Der Kontakt zum 1950 in Wuppertal geborenen konstruktiven Künstler kam denn auch über Atelier-Mitglied Heinrich Jüttner, selbst Schriftsetzermeister, zustande. Finger besucht seit Jahren regelmäßig die Ausstellungen im Werkraum an der Ruhrstraße, wo sich die Künstler vor allem der konkreten und konstruktiven Kunst widmen.
Von Haus aus Ingenieur, brachte Finger nicht zuletzt seine Erkrankung an Morbus Parkinson zur intensiven Auseinandersetzung mit Kunst und Kreativität. Ein Stück weit betrachtet er seine Kreativität auch als Ergotherapie. Finger begann, Fundstücke zu sammeln und daraus Neues zu erschaffen. „Mein Interesse gilt dem Spiel mit den Formen“, sagt Finger. Versatzstücke aus alten Holz- und Metall-Lettern, alte Zink-Klischees oder Teile aus Setzmaschinen ordnet er zu seriellen Mustern, mal geometrisch streng, mal in freien, spielerischen Rhythmen.
Hommage an Heribert Reismann
Der Betrachter, sagt der Künstler, ist frei in seinen Vorstellungen von dem, was er mit den Objekten assoziiert: „Die Wirkung geht vom Material aus.“ Seine Materialkonstruktionen bringt der Künstler aus Flächen aus, die er farbig passend gespritzt hat.
Während die Finger-Ausstellung bereits perfekt hängt und auf ihre Eröffnung am Samstag wartet, bereiten die JRS-Künstler Heinrich Jüttner, Heribert Leppert und Wolfgang Sternkopf bereits die nächste Präsentation vor. Und die ist eine durchaus besondere: Am 10. Mai eröffnet das Atelier zu seinem 10. Geburtstag eine Ausstellung als Hommage an den vor einem Jahr verstorbenen Künstler Heribert Reismann, Mitbegründer des Kulturraums.
Reismann war bildender Künstler und Fotograf. An ihn wird in der Ausstellung mit einem Querschnitt aus seinem Schaffen erinnert. Zu sehen sein wird u.a. die Fotoserie „Im schwarzen Kubus“ und die Gemeinschaftsarbeit mit Jüttner und Sternkopf „Kontakte Zenica 2005“. Eine Collage aus Postkarten, die Reismann jeweils am Jahresende schuf, wird ebenfalls ausgestellt werden. Aber die Künstler wollen auch an den Menschen Reismann erinnern. Sternkopf: „Wir waren nicht nur eine Zweckgemeinschaft, sondern Freunde.“