Gelsenkirchen. . Gabriele Preuß, SPD-Stadtverordnete und Bürgermeisterin Gelsenkirchens, tritt am 25. Mai 2014 für die Genossen im Bereich Emscher-Lippe an, um sich ins EU-Parlament wählen zu lassen. Dass sie im Wahlkampf Bollwerke in den Köpfen vieler nicht nur überwinden, sondern gleich einreißen muss, stört sie nicht.

Europäische Politik setzt sich in der Wahrnehmung zuerst aus Bevormundungen zusammen. Wie krumm darf die Gurke sein? Glühbirnen raus! Begrenzung der Wattleistung von Staubsaugern. Oder die, sehr beliebt in Aufzählungen, Durchflussbegrenzung für Duschköpfe. Angesichts solcher Amtsschimmel-Details hat sich Gaby Preuß keiner leichten Aufgabe verschrieben. Die SPD-Stadtverordnete und Bürgermeisterin Gelsenkirchens tritt am 25. Mai 2014 für die Genossen im Bereich Emscher-Lippe an, um sich ins EU-Parlament wählen zu lassen.

Ihr Platz auf der Bundesliste ist nicht schlecht. Rang 20 belegt sie, und es müsste schon mit dem Wahlteufel zugehen, wenn diese Position nicht ausreicht, um ihr politisches Leben von Grund auf zu verändern: Brüssel statt Bismarck, Straßburg statt Scholven. Nicht, dass die Bewerbung ein Selbstläufer wäre. Das nicht. Und es wäre auch nicht die Art Wahlkampf, die Gaby Preuß führen will. Sie freue sich auf den Dialog mit den Menschen auf der Straße, sagt sie. Dass sie dabei Bollwerke in den Köpfen vieler nicht nur überwinden, sondern gleich einreißen muss, stört sie nicht.

„Es gibt gute Argumente für Europa“, sagt die Lokalpolitikerin. In den vergangenen 14 Jahren habe sie selbst an vielen Beispielen gelernt, wie wichtig die EU für Städte wie Gelsenkirchen sei. „Allein in den letzten sieben Jahren sind Fördergelder in einer Höhe von 30 Millionen Euro in unsere Stadt geflossen.“ Geld, das hierzulande nicht bereitgestanden hätte zur Unterstützung wichtiger Vorhaben, um die Stadt positiv zu entwickeln. Wie etwa für die Ausgestaltung der Kulturmeile in Buer.

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Erwachsener werden

Gaby Preuß lernt schnell. Die wichtigsten Botschaften der SPD für Europa sollen ihr helfen, sollen der EU-Wahl insgesamt helfen, ein gutes Stück erwachsener zu werden. Beim letzten Urnengang für Brüssel setzten in Gelsenkirchen 34,14 Prozent der Wahlberechtigten ihr Kreuzchen. Wenn nur 64.130 Wählerinnen und Wähler von 187.853 Berechtigten an dieser Stelle ihr Recht auf Demokratie pflegen, ist das kein Zeichen großartiger öffentlicher Wertschätzung.

Mit Sachthemen will die 59-Jährige Vorurteile auskontern: „Wir als SPD wollen uns für ein soziales Europa einsetzen, das gute Arbeit schafft, gerade auch für junge Menschen.“ Arbeitnehmerrechte sollen gestärkt werden. Die Belange der Menschen müssen im Vordergrund stehen, nicht die des Kapitals. Preuß: „Anstatt mit Steuergeldern Banken zu retten, wollen wir lieber in die Menschen investieren.“ Steuerparadiese sollen enttarnt, Steuerbetrug härter verfolgt und Steuerdumping verhindert werden.

Weniger Bürokratismus

Auch der EU-Bürokratismus soll reduziert werden. Das Modell der europaweiten Ausschreibung etwa müsse überdacht werden, sagt Gaby Preuß. Da taucht vor dem inneren Auge der Lokalpolitikerin auch das Theater um die Sanierung des neuen Hans-Sachs-Hauses auf. „Nicht jede Firma, die preiswert ist, ist deshalb auch gut“ , sagt die Bürgermeisterin Gelsenkirchens. Eine Lehre, die aus der Erfahrung stammt.

Und doch, so ganz ohne Brüsseler Gurken-Bürokratie kommt auch eine Gaby Preuß in diesen Tagen nicht aus. Auf Facebook postete sie unlängst diese SPD-Europanachricht, die Verbraucher wie Umweltschützer positiv stimmen soll: „Wir haben im Europäischen Parlament gerade für ein einheitliches Ladegerät gestimmt.“

Denn: Durch Ladegeräte fielen jedes Jahr 51.000 Tonnen Elektroschrott in Europa an. Einheitliche Ladegeräte für Handys und Tablets seien also ein Beitrag für mehr Verbraucherfreundlichkeit und gut für die Umwelt.

Kampf dem Kabelsalat!